Der Spot legt offenbar Wert darauf, eine Brücke zwischen Alltagsrealität und Gesundheitsbewusstsein zu schlagen, was ich grundsätzlich für einen sinnvollen Ansatz halte, allerdings bleibt die narrative Tiefe meiner Ansicht nach recht oberflächlich.

Die Werbebotschaft „Rundum gut versorgt“ wird dabei inhaltlich nahezu naiv eingebettet – mit der fast schon lapidaren Leitlinie, dass 66 Inhaltsstoffe, extrahiert aus Obst, Gemüse und Kräutern, quasi spielerisch die gesundheitliche Vollversorgung im Zehn-Milliliter-Format bieten. Ich bin geneigt, diesen fast magischen Produktanspruch süffisant zu hinterfragen: Wenn so viel Wohlbefinden aus einer so kleinen Flasche kommt, wozu dann überhaupt noch der bunte Obstteller, der als begleitendes Stillleben in mehreren Szenen prominent angeboten wird?

Mir fällt durchaus positiv auf, dass der Spot den Wert familiärer Fürsorge und gemeinsamer Rituale aufgreift, ohne dabei in inszenierte Künstlichkeit abzudriften – die Bilder sind sympathisch, das Licht weich, die Küche aufgeräumt. Dennoch: Aus meiner Sicht entbehrt diese Harmonie nicht einer gewissen Werbeklischeehaftigkeit, gerade wenn das Kind brav am Tisch sitzt und generationsübergreifend synchroner Orangensaftkonsum inszeniert wird. Das wirkt auf mich eher wie ein Paradebeispiel gezielter Zielgruppenansprache, richtet sich damit ganz klar an gesundheitsorientierte Familien aller Altersgruppen – möglichst breit wirksam, aber eben wenig subtil.

Handwerklich gefällt mir, dass sich die Produktintegration wie ein roter Faden durch die Spot-Sequenzen zieht – sei es als Flasche im Vordergrund des Gemüsestilllebens, als konzentrierter Guss in orangene Getränke oder als genussvolles Schlucken mit verzücktem Augenschluss. Für mein Empfinden ist die kreative Umsetzung solide, bleibt aber in einem sehr klassischen Rahmen; Witz, Ironie oder eine herausfordernde inhaltliche Wendung – all das, was mich als Freund anspruchsvollerer und intelligenter Stilmittel abholen würde – fehlen hier gänzlich. Das ist schade, denn gerade im Bereich der Gesundheitskommunikation finde ich Differenzierung oft spannend und erfrischend, was hier leider gar nicht genutzt wird.

Stilistisch ist der Spot konsistent: Farben, Lichtstimmung und Produkteinbindung greifen ineinander. Die Nutzung von frischem Grün, Gelb und natürlichem Holz sorgt für Glaubwürdigkeit und transportiert das zentrale Markengefühl von Natürlichkeit und Versorgung recht wirksam. Meiner Meinung nach bleibt der Spot jedoch auf sicherem Terrain – mutige oder besonders originelle Kniffe, die einen nachhaltigeren Eindruck hinterlassen, sucht man vergebens. Hier hätte ich mir inhaltlich wie bildsprachlich durchaus mehr Anspruch oder zumindest ein Augenzwinkern gewünscht.

Abschließend denke ich, dass insbesondere die formelhaft eingesetzten Aussagen wie „Der perfekte Start in den Tag“ und „Jetzt neu“ zwar funktional und zielgerichtet sind, aber wenig zum Dialog oder zur echten Differenzierung der Marke beitragen. Aus fachlicher Perspektive wirkt der Spot sehr bedacht auf klassischen Konsens und traut sich weder inhaltlich noch formal aus der Komfortzone – das ist in Ordnung, aber längst nicht innovativ.

Mich würde eure Meinung interessieren: Findest Du diese konventionelle und harmonische Ansprache überzeugend oder fehlt es Dir – wie mir – an einem originellen Impuls? Welche Elemente hättest Du dir kreativer oder überraschender gewünscht? Diskutiere gern mit!

Autor: Ralf Zmölnig