Allerdings, und das trete ich gern mit leichter Ironie los, ist die zentrale Storyline rund um den Mann, der sich wegen Rückenschmerzen trotz des charmanten Lächelns einer Dame lieber nicht setzt, doch ein wenig gewollt – sorry, aber das wirkt für mich eher konstruiert als glaubwürdig. Ich frage mich tatsächlich, welcher Realität ein solcher Moment entspringt; Rückenschmerzen in allen Ehren, aber zumindest für flüchtige Flirts verliert wohl kaum jemand jegliche soziale Hemmungen und verweigert sich so vehement. Da wäre meiner Meinung nach deutlich mehr Realismus möglich gewesen.

Was die Ansprache der Zielgruppe angeht, bin ich der Ansicht, dass diese relativ breit, aber gleichzeitig überraschend unspezifisch bleibt. Die Charaktere sind alterslos, die Situationen austauschbar, was dem Anspruch auf Wiedererkennbarkeit einerseits zuträglich ist, andererseits aber auch wenig Raum für Identifikation jenseits generischer Alltagsmomente bietet.

Ich denke, dass die Werbebotschaft klar und effizient platziert ist: Innovation durch Pflanzlichkeit, Vertrautheit durch Markenbekanntheit, Kombiniert zur simplen Formel „Neue, natürliche Lösung bei Schmerzen“. Die Claims und Banner funktionieren prägnant. Hier gefällt es mir, wie das „NEU in der Voltaren Familie“-Motto konsequent als Leitfaden durch den Spot geführt wird, visuell wie textlich – das addiert eine angenehme Stringenz.

Die gestalterische Umsetzung ist meiner Meinung nach routiniert, aber nicht unbedingt inspirierend. Die Farbwelt bleibt im klassischen Voltaren-Spektrum, die Bildsprache tendiert zum Funktionalen – vielleicht ein bewusster Kniff, um wissenschaftliche Seriosität oder Verlässlichkeit zu symbolisieren, aber mir fehlt da ein gewisser kreativer Esprit. Der Moment mit dem grün leuchtenden Muster auf dem Rücken – als Illustration der Wirkweise – ist handwerklich sauber, aber als Bildklischee aus der Apothekenwerbung vertraut fast schon bis zur Parodie.

Was die Kreativität und Originalität anbelangt, gehe ich davon aus, dass der Fokus hier auf Sicherheit und schneller Verständlichkeit lag, weniger auf überraschende Wendungen oder intellektuelle Reize. So bleibt die Umsetzung eher vorhersehbar – das Storytelling hält keine besonderen Facetten bereit, die den Denkappell erhöhen würden. Ich hätte mir bei der Wahl der Stilmittel mehr Mut zu einem doppelten Boden oder zu einem Augenzwinkern gewünscht, um anspruchsvollere Zuschauer stärker zu adressieren.

Insgesamt halte ich den Spot für grundsolide produziert, die Tonalität bleibt konsistent, die Botschaft klar – aber aus meiner Perspektive verschenkt die Kampagne im erzählerischen Detail und visuellen Anspruch einige Möglichkeiten. Besonders bei einem Produkt, das bewusst als „pflanzliche Alternative“ in einem etablierten Markenuniversum positioniert wird, hätte man kreativ weiterdenken können.

Wie stehst Du zu dieser Art von Alltagsinszenierung und der Art der Botschaftsvermittlung? Wird für dich die Thematik frisch transportiert, oder wirkt das Setting auch auf dich zu bemüht? Ich würde eine fachliche (oder augenzwinkernde) Diskussion zu diesem Spot, dessen Dramaturgie und der Verpackung von „Natürlichkeit“ in der Pharmakommunikation absolut begrüßen.