Man könnte fast meinen, dass Jysk schlicht darauf vertraut, dass die schiere Wiederholung von "Spare bis zu 50%" noch irgendeine Form von Reiz entfaltet – ganz so, als hätte man die Werbetrommel schonend weichgespült, damit nur ja niemand vom Rabattregen überrascht werde.

Was aus meiner Perspektive besonders ins Auge sticht: Die gesamte Bildsprache folgt einer aufmerksamkeitsarmen, aber sehr gepflegten Skandi-Gemütlichkeit. Die Inszenierung wirkt makellos, der Mix aus beigen Sofas, grün gestrichenen Wänden und hellen Holzfußböden illustriert das Markenversprechen eines modernen Wohntraums – allerdings in einer Ästhetik, die mittlerweile so etabliert ist, dass sie wenig Überraschungspotenzial birgt. Ich finde, man kann sich an dieser Art von „Scandinavian Sleeping & Living“-Inszenierung quasi sattsehen – ästhetisch schön, aber intellektuell recht reizlos.

Intelligente Kommunikationsansätze, raffinierte Wendungen, Humor oder gar subversive Stilmittel entdecke ich an keiner Stelle. Mir fehlt hier schlichtweg eine kreative Idee, die die Rabattbotschaft in einen überraschenden oder ironischen Kontext rückt, sich mit einer doppelbödigen Anspielung von der Masse abhebt oder gar zum Augenzwinkern einlädt. Die Werbebotschaft wird mit der Subtilität eines Preisschilderdruckers präsentiert – und ich frage mich, ob diese Form der plakativen Reduzierung noch irgendeinen Gegensatz zur Werbemüdigkeit darstellt. Hello Advertising Fatigue, hello Reaktanz!

Die Zielgruppenansprache wirkt für mich maximal generisch. Es ist klar, dass sich der Spot an alle richtet, die ein Faible für skandinavisches Design hegen und für die „bis zu 50% sparen“ klingt wie ein Gedicht. Doch ich bin der Meinung, dass Verbraucher längst nach mehr als reinen Prozentrabatten lechzen – nach Geschichten, nach Persönlichkeit, nach einem semantischen Augenzwinkern, der einem das Gefühl gibt: Diese Werbung nimmt mich ernst und traut mir ein Minimum an Humor oder Intelligenz zu.

Immerhin: Die visuelle Markenpräsenz bleibt durchweg stimmig. Jysk inszeniert sich wie gewohnt als nordischer Einrichtungstraum, dem die Angebotslogik quasi in die Wiege gelegt wurde. Mir springt die solide Markenhand klar ins Auge – allerdings frage ich mich, wie viele Durchläufe mit den immer gleichen Rabattversprechen noch möglich sind, bevor selbst die letzte Zielperson unweigerlich in die Kommunikationsstarre kippt.

Im Ergebnis bin ich der Überzeugung, dass der Spot im besten Fall funktional ist, aber in keiner Weise inspiriert oder als Kommunikationsereignis in Erinnerung bleibt. Oder anders gesagt: Wer keine Überraschung sucht und lediglich einen weiteren Prozentzahl-Hagel erwartet, der ist bei Jysk nach wie vor an der richtigen Adresse.

Wie wirkst du auf diesen Spot? Bist du als Zuschauer auch schon jenseits der Rabatt-Euphorie? Oder findest du, dass diese Art der Werbeansprache genau richtig dosiert – oder in puncto Originalität und kommunikativer Intelligenz längst ausgereizt – ist? Lass uns doch gerne darüber fachlich oder subjektiv diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig