Der Einstieg – der ruhige See mit der kleinen Insel und der friedlichen Bergkulisse – verströmt für mich eine wohltuende Zurückhaltung; fast schon wirkt es so, als wolle der Spot sich selbst zurücknehmen, um der Fantasie des Betrachters mehr Raum zu geben.

Gerade dass durch die Zeile "Abseits ausgetretener Pfade" das vermeintliche Offensichtliche umgangen wird, halte ich für einen durchaus gelungenen Kniff. Es ist kein lauter, aufdringlicher Appell, sondern ein leiser Impuls, die eigene Komfortzone zu verlassen – und das empfinde ich als wohltuend erwachsen. Der Moment, in dem eine Person im roten Outfit durch den lichten Wald blickt, nutzt Bild und Text klug, um das individuelle Entdecken zu akzentuieren. Ich sehe an dieser Stelle eine durchdachte Verbindung von visuellem Fokus und der transportierten Botschaft: Es geht weniger um das Land an sich, sondern vielmehr um die persönliche Erfahrung, die man darin sucht oder findet.

Mit dem Claim „Mach es auf deine Art.“ und der Variante „Slowenien. Meine Art.“ setzt der Spot konsequent auf Individualisierung. Ich bin der Meinung, dass diese Personalisierung sehr zeitgemäß und stilistisch zurückhaltend eingebettet ist. Die kurzen Einblendungen – wie der verschlungene Holzweg, der Fluss mit der Brücke und den Schwimmern, aber auch die Jogger am Ufer im sanften Licht – sind nicht willkürlich, sondern erzählen jeweils kleine Geschichten vom radikal individuellen Zugang zur Natur. Ich halte die visuelle Sprache für angenehm unprätentiös; sie lädt ein, ohne zu fordern.

Aus analytischer Warte finde ich bemerkenswert, dass sich der Spot weitgehend auf klassische Naturmotive und traditionsreiche Landschaftsbilder verlässt, dies jedoch in einem Bildschnitt und mit einer Textführung, die Orientierung und Fokus auf Eigenständigkeit betont. Die Markenkonsistenz wird stimmig gewahrt – die Hashtags #ifeelsLOVEnia und #myway wirken nicht beliebig angehängt, sondern setzen thematisch exakt an dem an, was im Bild zuvor erzählt wurde: dem bewussten, persönlichen Erleben Sloweniens.

Natürlich könnte man anmerken, dass die Zurückhaltung des Spots eine gewisse Gefahr birgt, in der Flut standardisierter Landschaftswerbung unterzugehen – aber ich beurteile diese Reduktion auf das sanfte, kluge Erzählen als Stärke. Fast süffisant betrachtet: Endlich mal ein Touristenvideo, das nicht das Gefühl vermittelt, man müsse sich im Resort massieren lassen, sondern suggeriert, man müsse sich selbst neu entdecken.

Alles in allem sehe ich in dem Spot ein Paradebeispiel für eine zeitgemäße, intelligente und gestalterisch hochwertig umgesetzte Ansprache einer Zielgruppe, die Wert auf Sinn, Eigenständigkeit und Authentizität legt. Wer sich in diesem Film nicht angesprochen fühlt, sucht wahrscheinlich ohnehin nach anderen Destinationen.

Welche Eindrücke hast du beim Ansehen des Spots – oder erkennst du Schwächen in der kreativen Umsetzung? Ich bin gespannt auf einen weiterführenden fachlichen Austausch oder auch auf subjektiv ganz andere Sichtweisen auf diesen Ansatz von I Feel Slovenia.

Autor: Ralf Zmölnig