Aus meiner Sicht gelingt es der Werbung allerdings durchaus, durch die explizite Verbindung zwischen den begehrten Superhelden-Elementen und dem funktionalen Aspekt der Geox-Schuhe effektiv die Aufmerksamkeit der eigentlichen Zielgruppe anzusprechen. Hier wird ohne Umschweife klar kommuniziert: Hier geht es um Schuhe für kleine Abenteurer, die sich im Alltag als „Hero of Tomorrow“ fühlen dürfen.

Ich finde vor allem das Setting mit den dynamisch arrangierten Comicszenen und die Verwendung von Ausrufen wie „TA-DAAAH!“ und „WHOOSH!“ stimmig für das anvisierte kindliche Publikum – wenngleich ich persönlich darin keine ausgefeilte Ironie oder interessante inhaltliche Brechung entdecken kann. Meiner Ansicht nach bleibt die Botschaft sehr geradlinig: Diese Schuhe machen dich zum Helden. Wer nach überraschenden Twists oder intellektuellem Augenzwinkern sucht, wird enttäuscht. Fast schon süffisant wirkt für mich der Versuch, klassische Erwachsenenaspekte von Markenwerten („Geox atmet“) mit der kindlichen Superheldenwelt zu vermählen – als ob Atmungsaktivität per se zur magischen Superkraft avanciert.

Aus fachlicher Sicht überzeugt mich die Adaption des Superman-Themas in den Schuhdesigns: Die Symbole sind geschickt integriert und sorgen, wie ich finde, für eine hohe Wiedererkennbarkeit. Die Gestaltung des Spots – der Wechsel zwischen Panels und die omnipräsenten Marken – transportiert den Charakter einer hochwertigen Lizenzkooperation. Allerdings wünsche ich mir gerade hier eine kreativere Handschrift in der Kommunikation: Es bleibt alles erstaunlich wörtlich und an der Oberfläche, anstatt mit spielerischer Raffinesse zu überraschen. Ich würde sagen, Kreativität und Originalität sind aus meiner Perspektive an die starke Brand-Lizenz gekoppelt, aber nicht aus eigener Kraft innovativ gelöst.

Die Zielgruppenansprache geschieht meiner Meinung nach recht punktgenau, denn die banale wie wirkungsvolle Verknüpfung von Kultfigur und Produkt schreit geradezu nach Aufmerksamkeit im Kinderzimmer. Ich denke jedoch, erwachsene (und anspruchsvollere) Zuschauer könnten den Reklame-Overload als unsensibel oder gar plump empfinden, eben weil jede feine Ironie oder tiefere Botschaft vermieden wird. Fachlich gesehen bleibt die Markenbotschaft jedoch konsistent und eindeutig, auch wenn mir persönlich der Mut zu einem intelligenten Brückenschlag fehlt.

Zusammenfassend finde ich, dass der Spot solide Handwerkskunst für den Absatzmarkt „Superhelden-Fans im Kindesalter“ darstellt – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Werbeästheten, die nach subtilen Doppelbödigkeiten, inspirierenden Storytelling-Elementen oder einer cleveren Metaebene dürsten, müssen mit Schnappatmung klarkommen: Geox atmet, der Spot aber bleibt beim simplen Ein- und Ausatmen der Ikonografie stehen.

Wie empfindest du die plakative Helden-Inszenierung und das fast schon brachiale Branding in diesem Spot? Findest du den Ansatz inspirierend oder eher eindimensional? Ich freue mich auf deine Einschätzung und eine angeregte Diskussion über die Balance zwischen starker Lizenzmarke und kreativem Erzählanspruch in der Fernsehwerbung!

Autor: Ralf Zmölnig