“ ein cleverer Brückenschlag zwischen Produktnutzen und persönlicher Lebensphase gewagt – das motiviert mich durchaus, hier genauer hinzusehen. Ich habe den Eindruck, dass gerade das Reflektieren über die eigene Identität, speziell das Hinterfragen elterlicher Ähnlichkeiten, nicht nur als lockerer Gesprächsstarter funktioniert, sondern auch subtil eine tieferliegende Zielgruppenansprache trifft.

Aus fachlicher Sicht finde ich, dass besonders die visuelle Erzählweise dieser Werbung punktet. Die Szenenfolge – vom nachdenklichen Blick in den Spiegel über das Durchstöbern der Prime App bis hin zum ikonisch platzierten Amazon-Paket auf der Fußmatte – lässt eine kleine, in sich schlüssige Alltagsgeschichte entstehen. Dabei setzt Amazon auf eine Ästhetik, die nah am Zeitgeist gebaut ist: warme Farben, leicht ironische Distanz zum eigenen Erwachsenwerden und ein wohldosiertes Gefühl von Nonchalance. Das unterstützt meiner Meinung nach die Markenbotschaft eines unkomplizierten, störungsfreien Lebensstils, den Amazon durch Geschwindigkeit und Komfort symbolisiert.

Was ich in Sachen Kreativität spannend finde, ist diese ironische Selbstbeobachtung – die neue Lust am eigenen Vatersein, aber ohne die Attitüde des erhobenen Zeigefingers. Statt Pathos bekommt hier der ganz normale Morgenritus einen komischen Unterton. Ich meine, das ist so eine Art humorvoller Spiegel, in dem sich vor allem eine jüngere, urban orientierte Zielgruppe wiederfinden soll: diejenigen, die einerseits über sich schmunzeln können und sich gleichzeitig ertappt fühlen, wenn sie mal wieder „wie Papa“ mit einem karierten Hemd vor dem Spiegel posieren. Die Bildsprache und die Nebenschauplätze – Fotos, Bücher, das Etagenbett – skizzieren das kleine Universum moderner Alltagshelden, ohne ins Kitschige abzurutschen.

Durch die wiederkehrende (aber angenehm unaufdringliche) Präsenz von „Mehr auf Amazon.de/prime“ wirkt die Kommunikation der Werbebotschaft in meinen Augen durchdacht und konsistent: Es geht nicht nur um den schnellen Rasierer, sondern um das ganze Versprechen von Prime als Lösung für alle Lebenslagen, so profan oder persönlich sie auch sein mögen.

Aus einer persönlichen Warte schwingt für mich hier auch ein feiner, leicht süffisanter Humor mit; so als würde die Werbung sagen: „Du bist vielleicht nicht besonders individuell, aber wenigstens hast du dein Leben (und deinen Bartwuchs) im Griff – dank Prime natürlich.“ Ich komme nicht umhin zu denken, dass dieser scharfsinnige Unterton der Kampagne einen gewissen Charme verleiht, auch wenn die Pointe ein wenig vorhersehbar ist.

Mich reizt jetzt die Frage, wie euch diese Mischung aus ironischer Selbstreflexion, Markenversprechen und visueller Klarheit gefällt? Seht ihr hier mehr Selbstironie oder doch nur geschicktes Storytelling im Dienste eines reibungslosen Produktkaufs? Lasst uns den Spot kritisch auseinandernehmen!