Ich empfinde diese Visualisierung von Orientierungslosigkeit – in Verbindung mit einem Sonnenuntergang, der zwischen Melancholie und Aufbruchsstimmung changiert – als durchaus clever. Denn: Wer hätte gedacht, dass ein Möbelhaus für sich beanspruchen kann, Orientierung im Leben zu bieten?

Aus meiner Sicht wird hier auf smarte Weise mit der Doppelbedeutung des „eigenen Platzes“ gespielt: Der Claim „Seinen Platz im Leben zu finden, ist manchmal gar nicht so einfach. Man kann sich schon mal verirren. Umso schöner, wenn man ihn dann gefunden hat.“ schafft es, ein alltägliches Gefühl und eine universelle Sehnsucht nach Ankommen zu adressieren. Ich finde, hierin verbirgt sich eine angenehme Tiefe, die man im Handel selten zu sehen bekommt.

Gerade die Bildsprache bleibt mir im Kopf: Die natürlichen Landschaften, das warme Licht, die Mischung aus Weite und Geborgenheit. Das alles wirkt auf mich beinahe schon cineastisch. Ich bin der Auffassung, dass sich das kreative Team tatsächlich Mühe gegeben hat, dem Spot eine eigene Stimmung und Handschrift zu verleihen, anstatt sich auf puren Hochglanz und bunte Möbelakrobatik zu verlassen.

Auch beim Schnitt zur Wohnzimmer-Szene mit der entspannten (und dezent diversen) Gruppe zeigt sich, dass XXXLutz offenbar den Anspruch hat, für viele Lebensentwürfe zu stehen, ohne mit dem Zeigefinger zu belehren. Ich denke, hier wird gezielt eine breite Zielgruppe angesprochen, die sich nach Vertrautheit, Gemeinschaft – und vor allem nach Stil – sehnt.

Mein satirisch gefärbtes Ich fragt sich allerdings, ob jemand, der sich zwischen Canyon und Wohnzimmer verirrt, einfach zu viel bei der Planung seiner Einrichtung nachgedacht hat. Doch Spaß beiseite: Die Verbindung zum 80-Jahre-Jubiläum und den feierlichen Rabattaktionen finde ich nüchtern betrachtet handwerklich solide platziert und eingebettet, ohne dass es allzu plump wirkt.

Ich bin der Überzeugung, dass auch die Konsistenz der Markenbotschaft erkennbar bleibt: XXXLutz setzt ganz bewusst auf die Message, nicht bloß Möbel, sondern echte Lebensräume und damit Identität zu verkaufen. Der Spot bleibt damit glaubwürdig und hebt sich von der reinen Produkt-Rabatt-Schlacht wohltuend ab.

Mich interessiert nun brennend, ob Du diese emotionale wie durchaus anspruchsvolle Bildwelt eher als gelungene Interpretation der eigenen Suche nach Heimat im Alltag wahrnimmst – oder ob Du vielleicht ein wenig mehr Biss und Subversion erwartet hättest? Diskutiere gern mit – welcher Aspekt spricht Dich besonders an, und wo hättest Du noch Möglichkeiten gesehen, die Markenkommunikation auf ein anderes Level zu heben?

Autor: Ralf Zmölnig