Ich frage mich schon: Muss der Claim „Wieder nebenbei verdienen“ tatsächlich durch das Bild einer Frau auf dem stillen Örtchen illustriert werden? Das wirkt auf mich doch einigermaßen bemüht und vielleicht sogar ein bisschen zu sehr gezwungen auf „authentisch“ getrimmt. Ich bin sicher kein Spießer, aber hier hätte ich eine subtilere oder gar ironische Ausgestaltung durchaus geschätzt – so bleibt es ein eher plattes Symbolbild für Multitasking.

Apropos Symbolik: Ich finde, dass der Spot visuell sehr klar und reduziert bleibt. Die Szenen sind angenehm ausgeleuchtet, das Setting ist überall erkennbar „echt“, was unterstreicht, dass Vinted das Thema Near-Life Experience aufgreifen will. Die eingeblendeten Beträge wie „20,00 €" oder „41,00 €“ animieren mich, die App aus einer mikroökonomischen Warte zu betrachten – das Geldverdienen als ständiges Aufploppen im Alltag ist ein nettes Element, das mir gefällt. Gleichzeitig bekomme ich aber den Eindruck, dass sich die gesamte Ansprache – fast schon exklusiv – an eine weibliche Zielgruppe richtet. Ich wundere mich ehrlich gesagt darüber; ist der Kleiderschrankverkauf heutzutage ein reines Frauenthema? Ich hätte mir hier eine etwas offener gedachte Addressierung gewünscht, die geschlechtliche Diversität – von subtil bis augenzwinkernd – einbezieht.

Was die Werbebotschaft und Zielgruppenansprache angeht, so empfinde ich die getroffene Tonalität als freundlich-direkt und zum App-Download animierend. Die wiederkehrenden Motive wie „wieder ruckzuck verkauft“ oder „wieder unterwegs verdienen“ werden durch die immer gleiche Einblendung „Jetzt die Vinted-App kostenlos runterladen“ unterlegt – da schließt sich der kommunikative Kreis durchaus gekonnt. Allerdings hätte ich mir bei den sprachlichen Wendungen insgesamt mehr Mut zu echten Twists und originellen Überraschungsmomenten gewünscht. Es bleibt bei mir das Gefühl hängen, dass sich der Spot in seinem Stilwillen punktuell ein wenig zu sehr darauf verlässt, Wiederholung als intellektuell-fortschrittliches Stilmittel zu verkaufen.

Besonders süffisant finde ich den Begriff „PreLovedMode“. Soll das jetzt ein neuartiger Buzzword-Zauber sein, oder kann das vielleicht doch weg? Ich habe den Eindruck, dass solche hippen Anglizismen gerne dann bemüht werden, wenn eine Message auf dem letzten Meter noch etwas zeitgemäßer wirken soll – ehrlich gesagt brauche ich das als Dresche für das Konzept Nachhaltigkeit nicht mehr.

Insgesamt überzeugt mich die visuelle Konsistenz: Die Szenen sind ästhetisch ansprechend komponiert, die Räume wirken wohnlich, das Lichtspiel ist angenehm, und immer bleibt alles im Kosmos des Machbaren und Alltäglichen. Die Kreativität zeigt sich eher in kleinen Beobachtungen – wie dem gestapelten Hut-Arrangement oder dem Bus-Setting. Trotzdem: Aus meiner Sicht hätte der Spot noch mehr wagen dürfen, was überraschende Dialoge, Pointen oder Brüche betrifft. So bleibt er in weiten Teilen eher gefällig als wirklich smart.

Wie schätzt du das ein? Findest du die explizite Darstellung des Alltäglichen überzeugend oder bereits zu plakativ? Und wie stehst du zu „PreLovedMode“ als Begriff? Ich bin gespannt auf andere Perspektiven – ob nun fachlich oder aus ganz persönlicher Sicht!

Autor: Ralf Zmölnig