Für mich ist das seit langem mal wieder ein Spot, der meinen persönlichen Anforderungen an intelligente und für mich damit wirksame Kommunikation wirklich richtig nachkommt. Und es freut mich, weil Tempo auch ein Brand ist, der es verdient und erfordert, nicht mit dem typischen Werbeduktus gequält und entwertet zu werden. Well done, Tempo.

Beginnt wird mit einer Szene, die geradezu mit filmischer Subtilität arbeitet: Der Blick durchs Autofenster in die regennasse Stadt, der Taxi-Mercedes draußen, das leicht entrückt im Bild platzierte Tempo-Logo, die melancholische Atmosphäre – hier spüre ich fast symbolhaft, wie die Geschichte unmittelbar mit dem Markenkern verwoben wird. Gleich darauf die Frau, bedrückt auf der Rückbank, der mit einem Tempo geholfen wird – „Für schlechte Dates“. Ich finde, diese kleine ironische Brechung und das damit verbundene Augenzwinkern sind eine beachtliche Leistung im Kurzformat. Die Botschaft: Tempo ist mitten im Leben, wenn’s unangenehm wird – nicht pathetisch, sondern alltagswahrscheinlich.

Besonders gelungen erscheint mir die Art und Weise, wie sich der Spot weiterentwickelt: Ein hektischer Familienmorgen, das Kind im Mützen-Chaos, der Vater, der alles zusammenhalten muss, die Textzeile „Für stressige Morgen“ – das inszeniert die Markennähe zu echten Gefühlen, statt vermeintlicher Werbeidyllen. Aus meiner Perspektive schafft dieser Abschnitt nicht nur Authentizität, sondern hebt die Marke durch Credibility und Beobachtungsgabe hervor.

Richtig gut gefällt mir auch der dramaturgische Wechsel, wenn fröhliche Taxifahrten und generationsübergreifende Fahrgemeinschaften inszeniert werden. Ich denke, die Markenbotschaft wird dabei auf eine überaus charmante Weise verdichtet: Tempo ist da, im Guten wie im Schlechten, im Stillen wie im Lachen, immer in Griffweite. Gerade das Spiegeln der verschiedenen Lebenslagen – von kleinen Katastrophen über Alltagstrubel bis zu den goldenen Momenten nächtlicher Freude – trifft für mich exakt den Nerv anspruchsvoller Zielgruppenansprache.

Die visuelle Umsetzung wirkt atmosphärisch stimmig – so subtil wie pointiert: Spiegelungen, Fensterausschnitte, diverse Settings im immer gleichen Auto – das gibt dem Ganzen sowohl ein Gefühl von Kontinuität als auch von Vielseitigkeit. Besonders bei einem Produkt, das so alltäglich wie Taschentücher ist, halte ich genau das für die eigentliche Meisterleistung: Es wird visuell erlebbar gemacht, ohne sich in Belanglosigkeit zu verlieren.

Ich bin der Meinung, dass die Kreativität des Spots sich vor allem darin zeigt, wie geschickt banale Situationen in emotional vielschichtige Geschichten transformiert werden: Aus einer Mandarine, einer Träne oder kleinen Pannen entstehen Szenen, die empathisch und glaubwürdig wirken. Tempo wird dadurch nicht nur als funktionales Produkt, sondern als Lebensbegleiter positioniert – das erfordert Mut im Storytelling und Gespür für relevante Alltagsmomente.

In Bezug auf die Zielgruppenansprache halte ich es für klug, wie verschiedene Altersgruppen, Situationen und Gemütslagen angesprochen werden, ohne mit erhobenem Zeigefinger zu missionieren. Vielmehr ist es eine Einladung zu Identifikation auf Augenhöhe.

Auch hinsichtlich der Konsistenz der Markenbotschaft überzeugen mich die durchgängig wiederkehrenden Kernaussagen: Immer das Tempo-Logo an strategisch relevanten Stellen, der Claim „Für ALLES bereit“ zum Finale – das ist sauber, stimmig, erinnert eher an feines Brand Storytelling als an lautes Verkaufen.

Meiner Ansicht nach funktioniert dieser Spot genau so, wie es sich anspruchsvolle Zuschauer wünschen: Auf den Punkt, ohne Pathoszwang, mit subtiler Ironie und tiefem Verständnis für menschliche Situationen. Für mich ist das ein echter Befreiungsschlag aus der Werbefolklore.

Jetzt interessiert mich, wie du den Spot empfindest: Welche Szenen sprechen dich an? Kommt die emotionale Intelligenz für dich rüber oder fehlt dir ein entscheidender Aspekt? Lass uns diskutieren – unter Kollegenblickwinkel oder einfach als aufmerksame Werbekonsumenten!