Mir gefällt der Versuch, die klassische Werbeformel zu unterlaufen und durch intelligente Irritation Aufmerksamkeit zu generieren. Gerade der kunstvoll-anarchische Umgang mit Sprache erscheint mir als durchaus mutig, wobei ich mich schon frage, ob das für alle Rezipienten zugänglich ist oder an manchen Stellen auch eine gewisse Exklusivität kultiviert.

Die Zielgruppenansprache finde ich insbesondere deshalb spannend, weil hier weniger massenkonforme Reisegefühle bedient werden, sondern vielmehr ein Publikum adressiert wird, das Ironie und moderne Kommunikation entschlüsseln kann. Dass sich „ICH FLIEB'S“ und Begriffe wie „Fitboy99: sehr entspannt“ oder „Mittelsitz vakant“ durchziehen, spielt meiner Beobachtung nach gezielt auf den Zeitgeist zwischen Meme-Kultur und Flugzeugsarkasmus an – das ist unterhaltsam, schon auch clever, aber auch nicht ohne Risiko. Es könnte den einen oder anderen Teil der Zielgruppe, der auf Klarheit und Information setzt, durchaus ratlos zurücklassen.

Meiner Ansicht nach verdient das visuelle Konzept besondere Erwähnung: Die Lichtstimmungen – zwischen violett und Sonnenuntergangswerte changierend – und das motivische Spiel mit dem Flugzeuginnenraum, der Mal als Bühne für leicht absurde Szenen, mal als Rückzugsort für augenzwinkernde Charaktere dient, geben dem Spot eine eigenwillige visuelle Identität. Gleichzeitig bleibt die Bildsprache minimalistisch und angenehm zurückhaltend, was, so finde ich, Raum lässt für die eigentliche Message.

Die Werbebotschaft ist deutlich und klar: „Mehr Leichtigkeit für dich“, „Kostenloses Sportgepäck“ – unterstützt durch die plakative Einbindung der Logos und den klaren Call-to-Action hinsichtlich der Eurowings-Kreditkarte. Hier überzeugt der Spot durch relevante Mehrwerte, verpackt in moderne, nicht-aufdringliche Kommunikation. Ehrlich gesagt, hätte ich fast schon mit einer Überinszenierung gerechnet, doch man bleibt angenehm zurückgenommen.

Was mich persönlich überrascht, ist die Konsistenz der Markenbotschaft über die verschiedenen Szenen hinweg: Jedes Bild fasst den Markenkern der Kooperation präzise zusammen – ein unkompliziertes, vielleicht sogar unkonventionelles Reiseerlebnis, unterstützt durch humorvolle Selbstrelativierung und eine Portion Selbstironie. Ich habe den Eindruck, dass genau dies Vertrauen schafft, weil man sich als Zuschauer nicht klassisch „umworben“ fühlt, sondern eher als Teil einer eingeweihten Community adressiert wird.

Letztlich bin ich der Meinung, dass gerade anspruchsvolle Zuschauer – so wie ich es gern bin – durch den doppelbödigen Sprachwitz, die modernen Bilder und die bewusste Distanzierung vom Pathos herkömmlicher Werbung auf ihre Kosten kommen. Mich irritiert, zugegeben, die fast schon kryptische Komik an manchen Stellen, aber das ist in meinen Augen die eigentliche Stärke des Spots: Er verlangt eine aktive Auseinandersetzung und ein wenig mediales Grundverständnis.

Für mich bleibt abschließend die Frage bestehen: Holt ein solcher Ansatz wirklich alle relevanten Zielgruppen ab, oder entzieht man sich bewusst klassischen Rezeptionsmustern? Ich würde das gern kontrovers diskutieren: Für wen funktioniert diese Ironie, und wer bleibt vielleicht ratlos zurück? Wer sieht darin Stil, wer bloß Chiffre? Teile doch deine eigenen Eindrücke – ich bin gespannt, wie du den Spot wahrgenommen hast, ob dich die Mischung aus Sprachspiel und Understatement überzeugt hat oder du andere Schwerpunkte setzen würdest!

Autor: Ralf Zmölnig