Andererseits beschleicht mich an mehreren Stellen das Gefühl, als hätte hier das Team von Rosental Organics mit der besten Freundin vor dem improvisierten Schminktisch kurzerhand eine „Do it yourself“-Werbung abgedreht. Die Mischung erzeugt einen seltsamen Charme – irgendwo zwischen authentischer Influencerin und Penny-Stock-TV-Commercial.

Ich finde, die Bildsprache und Ästhetik passen exakt zur Zielgruppe: Frauen, die Wert auf sanfte Selbstoptimierung und trendige Ganzheitlichkeit legen, werden durch das Markenuniversum aus weißen Tönen, natürlichen Accessoires und Hands-on-Anwendung direkt angesprochen. Die prominente Einblendung des "-50% CODE: TV" und der Website rosental.de suggeriert mit aller Deutlichkeit: Hier geht es um unmittelbaren Impuls-Kauf und schnelle Conversion – besonders clever, wenn sich die Markenkommunikation ohnehin verstärkt an Online-Shopperinnen orientiert.

Was mich jedoch ordentlich ins Grübeln bringt, ist die inhaltliche Choreographie. Aus meiner Perspektive fehlen intelligente Kontrapunkte, kleine ironische Brechungen oder irgendetwas Unerwartetes, was meine Aufmerksamkeit geweckt hätte. Mit dem klassischen „Mein Geheimnis, wie du in nur 10 Minuten Augenringe … wegzauberst“-Ton eilt man bekannten Pfaden entlang. Schön und gut für die gewünschte Niedrigschwelligkeit, aber ich hätte mir ein Augenzwinkern, eine provokante Geste oder zumindest ein subtiles Sprachspiel gewünscht. So bleibt der kommunizierte „Sofort-Effekt“ samt „43% Faltentiefen-Reduktion“ zwar formal sauber platziert – aber wirklich clever, über die eigentliche Werbebotschaft hinausgehend, empfinde ich das ehrlich gesagt nicht.

Was mich zusätzlich irritiert: Die Präsentation von Szechuan Pfeffer und Spilanthol vor Honigwaben-Hintergrund wirkt fast schon unfreiwillig drapiert. Natürlich kann man phytochemische Wirkstoffe und Naturassoziationen in der Kosmetik optisch ansprechend zeigen, doch hier fühlt es sich an wie ein „Look, wir haben’s gegoogelt!“-Moment. Ich bin überzeugt, dass botanische Stoffe als USP funktionieren – aber hätte Rosental hier noch mit etwas mehr Eleganz oder fundierter Storytelling-Tiefe gearbeitet, wäre mein Eindruck als Kenner*in von Beauty-Werbung deutlich nachhaltiger.

Abgesehen davon zeigen die wiederholt eingeblendeten Rabattkreise, die auffällige Erwähnung der klinischen Studie und die offene Shopping-App das ambitionierte Ziel, Professionalität zu sichern. Doch ich bin mir nicht sicher, ob mir das alles nicht insgesamt zu gezwungen und zu wenig subtil erscheint. Die Gratwanderung zwischen „vertrau mir, ich weiß wovon ich rede“ und „wir filmen, wie du dir was ins Gesicht klatscht“ bleibt jedenfalls spürbar. Ich meine, gerade dieser schwankende Ton macht es schwer, den Spot als konsistent hochwertig oder konsequent authentisch abzufeiern.

Summa summarum: Ich schwanke. Einerseits mag ich die charmante Selmade-Ästhetik und den durchaus selbstbewussten Ansatz, der sich traut, auch mal etwas ungeschliffen zu wirken. Andererseits hätte ich als erklärter Fan von intelligenten Werbeformaten einfach mehr kommunikative Raffinesse erwartet. Ob man mit diesem Stil innerhalb der Zielgruppe wirklich punktet – oder ob die Balance zwischen Authentizität und zu viel Dilettantismus schiefgeht – das bleibt für mich die große Frage.

Wie schätzt du das ein? Findest du solch semiprofessionelle Spagat-Spots charmant und glaubwürdig, oder wirkten sie für dich eher störend und unausgegoren? Würde mich sehr interessieren, wie andere diesen Zwiespalt zwischen Authentizitäts-Behauptung und fehlender Brillanz erleben!

Autor: Ralf Zmölnig