Ich finde, dieser Einstieg hat schon fast etwas selbstironisch Entlarvendes – als wolle die Werbung selbst ihre Künstlichkeit aufdecken, bleibt dabei aber selbst ganz Werbespot.

In Bezug auf die Zielgruppenansprache meine ich, dass der Spot mit seiner Kombination aus digitalen Motiven, neonlastiger Optik und internationaler, ja fast universeller Weihnachts-Ästhetik auf eine ausgesprochen breite und heterogene Zielgruppe zielt – vor allem Familien, junge Erwachsene und Touristen mit Lust auf visuelle Sinnesreize und Selfie-taugliche Kulissen. Was mir allerdings auffällt: Der Spot richtet sich zwar an viele, bleibt aber im Tonfall stets jugendlich-optimistisch und visuell futuristisch, sodass traditionell orientierte Macau-Besucher vermutlich eher auf Distanz gehalten werden.

Aus meiner Sicht ist die Werbebotschaft klar und plakativ: Macau wird nicht als bloßes Ausflugsziel, sondern als Erlebnisraum verkauft, der sich im Winter in ein optisch aufgeladenes Dreamland verwandelt. Der Claim „Let the lights illuminate your journey in Macao“ setzt hier konsequent auf das Motiv der Verwandlung und Immersion, und das spricht mich grundsätzlich an – wobei ich dennoch den Verdacht habe, dass dieses Versprechen mit einem eher standardisierten Lichterfest-Motiv eingelöst wird. Allzu viel Anspruch an Zwischentöne oder Reflexion findet hier jedenfalls nicht statt.

Kreativität und Originalität? Da ringe ich ein wenig mit meiner eigenen Bewertung. Die Szenen bedienen sich zwar gekonnt moderner Stilmittel – von Pixelkunst über verspielte Animationen, ein bisschen Retro, ein Hauch von Metaverse-Ästhetik –, aber im Endeffekt erinnert mich vieles an Vorbilder internationaler Lichtfestivals. Der Rückgriff auf das Cyberpunk-Setting am Anfang in Verbindung mit einer App- und Zukunftsparabel halte ich für eine witzige, aber nicht überwältigend innovative Wahl. Immerhin, das Zusammenspiel von digitale Wunderwelt und realen Begegnungen zwischen Kindern, Erwachsenen und Symboltieren ist stimmig und bildet ein durchaus ansprechendes Narrativ.

Was ich jedoch positive sehe, ist der Umgang mit den visuellen Elementen: Von der kaleidoskopischen Gebäudeinszenierung bis zur glitzernden Skyline – man merkt dem Spot seine inszenatorische Perfektion an. Es wirkt, als hätte man sämtliche urbanen Licht-Sehnsüchte unter einen einzigen ästhetischen Nenner gezwängt. Ich bin der Meinung, dass dies zwar immens effektvoll daherkommt, aber auch sehr kalkuliert und vorhersehbar. Mir fehlt ein bisschen das Augenzwinkern oder die ironische Brechung, die einer solchen Werbebotschaft eine intelligentere Note verleihen könnte.

Auf der Ebene der Markenbotschaft erlebe ich Macao als Marke recht konsistent: Der Fokus auf Licht, Euphorie und kulturelle Verbindung zieht sich stringent durch den gesamten Spot, ohne sich im Detail zu verlieren. Besonders der sanfte Wechsel zwischen digitalem Eskapismus und fröhlich-pragmatischer Feiertagsstimmung gefällt mir in seiner Konsequenz; inhaltlich bleibt aber alles auf maximaler Harmonie gebügelt.

Aus meiner Perspektive liegt die potentielle Schwäche dieses Spots vielleicht genau in dieser Hochglanz-Glätte: Alles wirkt wie aus einem digitalen Guss, es gibt kaum überraschende Brüche oder narrative Irritationen. Wer sich in Werbung auch einmal nach einer feinen Ironie, einer klugen Doppelbödigkeit oder sogar einem hintergründigen Augenzwinkern sehnt, wird hier leider nicht bedient.

Ich frage mich, welchen bleibenden Eindruck der Spot tatsächlich hinterlässt – ist „2025 Light Up Macao“ mehr als nur ein weiteres Lichterfest unter vielen? Oder reicht das überwältigende Spektakel an Farben und Formen tatsächlich aus, um einen nachhaltigen Wunsch zu wecken? Meiner Ansicht nach ist der Spot ein Paradebeispiel für perfide professionelle, aber künstlerisch limitierte Eventkommunikation.

Wie siehst du das? Welche Elemente hätten dich vielleicht stärker angesprochen oder geärgert? Würdest du sagen, dass die Inszenierung deinen Ansprüchen an intelligente, erinnerungswürdige Werbung genügt, oder ist das einfach nur optisch aufgepumpte Werberichtung „Mainstream-global“? Ich bin gespannt auf unterschiedlich pointierte Meinungen – gerne auch mit einer eigenen Prise sachlicher Fachkritik oder süffisanter Ironie!