Lichtstimmung, Farbpalette und Bildkomposition sind professionell und vermitteln ein Gefühl von Harmonie und Naturverbundenheit, gar keine Frage.

Allerdings muss ich sagen, dass für mich diese Inszenierung der „Rückkehr zur Natur“ im Zusammenhang mit Bierwerbung mittlerweile mehr abnutzt als begeistert. Gerade wenn im Spot immer wieder dieselbe Verbindung zwischen unberührter Natur, menschenleerer Idylle und dem ganz besonderen „Felsquellwasser“ zelebriert wird, kommt bei mir fast ein ironisches Schmunzeln auf – Krombacher scheint hier sein eigenes Werbeklischee mittlerweile bis zum Ausreizen zu variieren. Aus meiner Sicht wirkt das auf mich ein Stück weit wie das Aufwärmen eines alten Rezepts, statt mit neuen Dramaturgien oder Perspektiven, die vielleicht eine überraschende Wendung mitbringen, um die Ecke zu kommen.

Auffällig finde ich, dass die Spotsprache ausgesprochen poetisch daherkommt („Auf all das, was uns wieder spüren lässt, wer wir sind“), was natürlich dem Versuch geschuldet ist, Anspruch und Emotionalität gleichermaßen zu transportieren. Das funktioniert formal durchaus, nur fehlt mir die intellektuelle Raffinesse: Ich hätte mir, meinem Geschmack entsprechend, ein wenig mehr Mut zur intellektuellen Distanz, vielleicht sogar leichte Selbstironie gewünscht. Gerade für die Zielgruppe, die sich unserer komplexen, urbanen Lebenswelt bewusst ist, wirkt diese Art von Naturromantik schnell etwas aufgesetzt.

Wenn ich auf die Werbebotschaft schaue, bleibt zumindest klar: Die Krombacher Alkoholfrei-Variante wird ebenso fest ins Traditions-Narrativ der Marke integriert wie das Original. Die Konsistenz der Markenbotschaft ist aus meiner Sicht nicht zu leugnen – ich finde aber, man hätte mit der Kreativität durchaus weiter gehen dürfen. Die prominent platzierten Claims und die Integration des Produktes (die Flasche im Sonnenlicht, das gemeinsame Anstoßen, die entwaffnend positive Szenerie) wirken fast wie ein Werbeplattenbaukasten: schön anzusehen, handwerklich makellos, aber leider ohne jede echte Überraschung oder irgendwie pointierte Wendung. Warum traut man sich hier nicht mal, die berühmte Komfortzone zu verlassen?

Meiner Ansicht nach ist die Natur-Romantisierung als Stilmittel ein zweischneidiges Schwert: Stilistisch solide, aber inzwischen so konventionell, dass sie auf mich fast schon angestaubt wirkt. In einer Zeit, in der markante, intelligente Kommunikationsansätze in der Werbung immer wichtiger werden, ist für mich dieser Ansatz fast schon ein wenig zu brav – wo bleibt da der Aha-Effekt, das intellektuelle Augenzwinkern, das ich mir als anspruchsvoller Zuschauer wirklich manchmal wünschen würde?

Ich stelle mir daher ernsthaft die Frage, ob dieser Ansatz heute noch verfängt. Mein persönlicher Eindruck: Bei mir jedenfalls nicht! Um einen echten Dialog über die Wirkung dieser Werbung zu beginnen, würde mich eure Sicht interessieren: Wirkt dieses wiederkehrende Natur-Narrativ bei euch noch? Oder seht ihr das genauso kritisch wie ich? Lasst uns das doch mal fachlich oder ganz subjektiv diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig