Aus meiner Sicht ist die Werbebotschaft somit klar: Reisen mit der Bahn ist nicht nur günstig, sondern offenbar auch das neue Statussymbol für entspannte Abenteuerlustige. Die Einblendung „Komfort und Abenteuer ab 17,99 € erleben!“ spielt hier gezielt mit dem Wunsch nach Wert und Erlebnis, was ich als durchaus zeitgemäßen Ansatz betrachte – gerade für ein Preis-Leistungs-orientiertes Zielpublikum. Diese Linie zieht sich durch die Auswahl der Szenen, in denen verschiedene Menschen (offensichtlich Social-Media-affine oder gar Influencer*innen) ihren ganz eigenen Bahnmoment erleben und dabei jeweils ihren individuellen Hashtag #fährtBahn bekommen. Ich muss sagen, die Kommunikation fühlt sich an wie ein Social-Media-Stream im TV-Format – ein cleverer Brückenschlag zur anvisierten jungen, digital-affinen Zielgruppe.

Die Visualität des Spots ist in meinen Augen tatsächlich ein Highlight: Ob ein Handstand auf dem Bahnsteig oder das nonchalante Lippenstift-Auftragen im ruhigen Zugabteil – die Szenen setzen auf Alltagsästhetik, gepaart mit kleinen, fast beiläufigen Ausbrüchen in Individualität und Coolness. Das DB-Logo überall präsent, funktioniert wie ein ständiges, unaufdringliches Branding – ich denke, da wurde die Markenbotschaft punktgenau eingelöst.

Originell finde ich insbesondere die Einbindung von User-Generated-Content-Ästhetik; die Hashtags zu den Protagonistinnen verleihen dem Ganzen einen lockeren, partizipativen Charakter. Aus meiner Warte heraus ein deutlich intelligenter Schachzug, denn so wird suggeriert, dass Bahnfahren nicht nur etwas für „Jedermannfrau“, sondern Teil eines Community-Lifestyles ist. Meines Erachtens ein Ansatz, den ich in klassischer deutscher Verkehrsmittelwerbung so selten gesehen habe – und der mir durchaus positiv auffällt.

Süffisant könnte ich jedoch anmerken, dass die „Schock-Emojis“ beim Thema „Urlaub mit der Bahn?“ eine kleine Meta-Ebene darstellen: Die Bahn bewirbt sich hier mit dem Image, quasi selbstironisch alle Bedenken und Vorurteile aufzugreifen, ohne sie tatsächlich entkräften zu müssen. Ich frage mich, ob damit nicht auch ein wenig das Einverständnis mit den typischen Bahnproblemen durchscheint – nach dem Motto: „Wir wissen, was ihr denkt – und trotzdem machen wir es cool.“

Insgesamt betrachtet bin ich der Meinung, dass der Spot sehr viel Wert auf Kreativität und Aktualität legt und mit lässiger Social-Media-Nähe kokettiert, ohne in platte Klischees abzurutschen. Manche Szenen wirken fast zu gewollt lässig, doch der Gesamteindruck bleibt in meinen Augen angenehm zeitgeistig. Für jemanden wie mich, der bei Werbung hohe Ansprüche an Raffinesse und spielerische Intelligenz stellt, ist dieser Ansatz erfrischend und streckenweise sogar charmant subversiv.

Wie siehst du das – ist dieser Spot für dich ebenso ein Schritt in eine neue Kommunikationsära für die Bahn oder bleibt es doch zu sehr an der Oberfläche? Werfen wir gemeinsam einen kritischen Blick darauf!

Autor: Ralf Zmölnig