Dass man das Alphabet auf nur „A bis L“ kürzt und dann plötzlich direkt den Sprung zu „Zuhause“ macht, lässt mich allerdings leicht schmunzeln: Aus meiner Sicht wirkt das fast so, als würde man sich vor der eigenen Konsequenz drücken und sich unnötig früh aus dem Staub machen.

Aus meiner Perspektive sind die frühen Sequenzen – Ortsschilder, Skylines, Skatepark – klassische Archetypen der Verortung. Ich bin der Meinung, die subtile und immer wieder eingeblendete (oben links platzierte) Allianz-Marke wirkt wie ein omnipräsenter stiller Begleiter, der dafür sorgt, dass man die Marke bloß nicht vergisst. Das ist handwerklich sauber, aber mir fehlt da ein Hauch von Raffinesse oder innovativer Tonalität. Zwar sind die Motive aus dem gesamten Land gewählt und variieren von urban bis maritim – insgesamt zeugt das von einem breiten Zielgruppenverständnis –, aber mich springt keine überraschende dramaturgische Wendung an. Ich würde lügen, wenn ich eine kreative Fallhöhe erkennen würde, die mein Interesse als anspruchsvoller Fernsehwerbungsfan nachhaltig kitzelt.

Auch visuell bleibt der Spot durchweg zurückhaltend – harmonisch, freundlich, weichgezeichnet. Ich empfinde das beinahe als zu unaufgeregt; die Bildsprache dient letztlich dem Zweck, niemanden vor den Kopf zu stoßen, aber gerade dadurch wirkt sie auf mich fast austauschbar. Warum nicht mindestens in einer Szene eine augenzwinkernde Brechung einbauen oder einen visuellen Kniff platzieren, der hängen bleibt? Ich hätte eine kleine ironische Spitze oder ein subtiles Augenzwinkern durchaus geschätzt.

Im Hinblick auf die Werbebotschaft, „Das gute Gefühl, gut aufgehoben zu sein“, finde ich, dass diese Strategie durchaus stringent zu den Bildern passt. Mir ist allerdings etwas zu sehr auf Konsens gemacht: Ich hätte mir als kritisch Denkender gewünscht, dass die Allianz nicht nur auf ihre Allgegenwart und Beratungsbereitschaft setzt, sondern eine spannendere Geschichte erzählt oder einen größeren intellektuellen Anspruch erkennen lässt. Die Einladung, vor Ort oder online Kontakt aufzunehmen, ist klar formuliert – aber das ist Standardkost, die für meinen Geschmack keine Herausforderung an Geist oder Empathie darstellt.

Trotzdem muss ich anerkennen, dass die Szenen nicht wahllos zusammengewürfelt wirken, sondern auf unaufgeregte und professionelle Weise ein Gefühl für Verlässlichkeit vermitteln. Dieser Konstanz in der Markenbotschaft würde ich bescheinigen, dass sie für die Zielgruppe vermutlich in der Breite funktioniert – aber eben auch nicht mehr.

Vielleicht siehst du andere Nuancen, hast Assoziationen zu den Bildern oder empfindest die Stringenz ganz anders? Mich würde sehr interessieren, wie du den Spot hinsichtlich seiner visuellen Gestaltung und der subtilen Ansprache wahrnimmst – oder ob es dir vielleicht ähnlich geht wie mir und du dir auch eine Prise mehr Anspruch gewünscht hättest. Diskutiere gerne mit – läuft die Allianz hier auf Beständigkeit oder hätte sie ruhig etwas mutiger sein können?

Autor: Ralf Zmölnig