Stilistisch wirkt der Spot tatsächlich so, als wolle er an professionelle Salon-Ästhetik anknüpfen – streng, fast klinisch in seiner Klarheit.

Was mir dabei auffällt: Das Markenerbe wird, wie ich finde, sehr subtil, aber dennoch pointiert hervorgehoben – das "EST. OSAKA, JAPAN 1977" ist für mich ein klassischer Kunstgriff, um Heritage und Anspruch zu kommunizieren, ohne dabei in Nostalgie zu verfallen. Ich sehe hierin bewusst gesetzte Akzente auf Wertigkeit und japanische Präzision, die sich wiederum in der Bildwelt widerspiegeln.

Die Werbebotschaft selbst empfinde ich als ausgesprochen direkt und effizient. "Permanente Koloration", "100% Grauabdeckung", "Intensive Farbpigmente", "Für bis zu 100 Tage professionelle Farbintensität" – in meinen Augen werden hier vor allem faktische Vorteile klar in Szene gesetzt. Das spricht, meiner Ansicht nach, klar die Zielgruppe der qualitätsbewussten, vielleicht auch leicht perfektionistischen Konsumenten an, die auf messbare Resultate Wert legen. Hier fehlt mir allerdings eine Prise emotionale Aufladung oder eine überraschende, vielleicht gar augenzwinkernde Wendung, die das hohe fachliche Niveau mit einem coolen Bruch hätte versehen können.

Das Produkt wird mehrfach – teils frontal, teils als Packshots mit "NEU UND VERBESSERT" – in Szene gesetzt. Ich denke, damit bezieht sich der Spot auf eine für Drogeriekosmetik typische, sachliche Argumentation, die direkt und unverblümt daherkommt. Gleichzeitig beschleicht mich das leise Gefühl, dass die Ansprache im zweiten Schritt eindeutig auf Kompetenz und Selbstermächtigung setzt – vor allem durch das Initiieren des Claims "You're intensified". Aus meiner Sicht fast schon eine Einladung zu einer selbstbewussten Selbstinszenierung, wenn auch in ziemlich allgemeiner Form.

Dass ein zusätzlicher Bogen zu Augenbrauenfarbe geschlagen wird, überrascht mich ein wenig und wirkt auf mich beinahe gewollt, als müsse man das Produktsortiment an dieser Stelle demonstrieren. Hier wäre meiner Ansicht nach eine elegantere Verbindung zur vorherigen Szene denkbar gewesen. Dagegen gefallen mir die Kadenzen mit Frauen unterschiedlicher Looks, denen durch Lichtsetzung und Kleidung Individualität zugesprochen wird, wobei der Werbespot anscheinend bewusst auf plakative Diversität setzt, ohne aber Klischees zu strapazieren.

Was die Kreativität und Originalität angeht, bin ich etwas zwiegespalten: Die Konsequenz der visuellen Sprache und das reduzierte Setting überzeugen mich, zugleich bleibt der Spot aber insgesamt ein Stück weit zu berechenbar – alles ist poliert, alles ist ästhetisch glatt; ein echter Überraschungsmoment fehlt mir. Ich finde, etwas mehr augenzwinkernde Verspieltheit hätte dem Ganzen gutgetan.

Ich bin geneigt zu sagen, dass die visuelle Symbolik und die bewusst reduzierte Tonalität sehr stark zur konsistenten Markenführung beitragen, der Spot aber insgesamt zu sehr im bekannten Kosmetikwerberahmen verharrt. Wortmarke links, schwarze Kleidung, schön ausgeleuchtete Frauen: Das überrascht mich als aufgeklärten, anspruchsvollen Zuschauer kaum noch. Mein persönliches Fazit: Intelligent orchestriert, überzeugend im Rahmen, aber für ein wirklich prägendes Werbeerlebnis fehlt die Prise unverwechselbarer Esprit.

Wie siehst Du das? Findest Du die Reduktion und Klarheit überzeugend, oder fehlt Dir – ähnlich wie mir – der intelligente Twist? Ich bin gespannt, ob Ihr diesen Ansatz avantgardistisch oder etwas zu konventionell empfindet. Lass uns das diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig