Beeindruckend ist zweifelsohne auch, wie es gelingt, wissenschaftlich anmutende Szenen zu orchestrieren, die das Gefühl von Innovationskraft und technologischer Kompetenz vermitteln sollen. Aus Marketingsicht ist das ein Lehrbuchbeispiel für Premium- und Performance-Kommunikation.

Allerdings muss ich zugeben, dass mich diese formale Brillanz kaum noch begeistert. Aus meiner Sicht ist diese Art der Hochglanz-Inszenierung mittlerweile zum Standardrepertoire geworden und ruft kaum mehr als ein Achselzucken hervor. Ich persönlich sehe mich hier eher einem Déjà-vu ausgesetzt—alles wirkt schon zigfach gesehen und durchgekaut. Wenn dann noch die Erzählstruktur aus abstraktem Hightech-Intro, Produktvorstellung, wissenschaftlichen Buzzwords, emotionalisierender Modelsequenz und einem unübersehbaren Rabatt-Hammer kommt, packt mich das höchstens auf der Metaebene. Denn kreativ oder innovativ erscheint mir das schon lange nicht mehr.

Inhaltlich bin ich ehrlich gesagt etwas erschlagen. Der Spot will einfach zu viel auf einmal und überfordert mich als kritischen Betrachter mit einer Flut an Botschaften, Claims, Fußnoten, Studienhinweisen und Angeboten. Meiner Perspektive nach verliert sich hier der rote Faden zwischen Produktversprechen („10x weniger Haarverlust!“, „Fördert das Haarwachstum!“), Hightech-Schlagworten („Aminexil-R“, „8% Fiber Booster Komplex“), wissenschaftlichen Belegen, Model-Glanzmomenten und dann—fast schon launig eingestreut—einer platten Rabattaktion von Coop. Das wirkt auf mich nicht wie ein stimmiges Konzept, sondern wie ein Flickenteppich aus Einzelideen, die alle auf Biegen und Brechen untergebracht werden mussten.

Ehrlich gesagt, hätte ich den Verantwortlichen bei L'Oréal Paris hier etwas mehr Feingefühl und Ambition zugetraut. Gerade für eine derartige Prestige-Marke wünsche ich mir als Konsument und Fachmann eine überraschende, smarte Wendung oder ein cleveres Stilmittel. Von Anspruch, Intelligentem oder gar Subversivem ist leider weit und breit nichts zu spüren. Stattdessen wird, so mein satirischer Eindruck, brav das Pflegeprodukt-ABC der Werbeklischees vorexerziert — als würde eine künstliche Intelligenz der Abteilung „Formelwerbung“ den Vorgang regeln.

Was ich aus markenstrategischer Sicht immerhin anerkennen muss, ist die klar strukturierte Zielgruppenansprache: Die Botschaft richtet sich unverkennbar an Menschen mit beginnendem, nicht krankheitsbedingtem Haarverlust, die Wert auf wissenschaftliche Evidenz in der Kosmetik legen und dennoch ein emotionales Erleben suchen. Die überzeugende Bildsprache unterstreicht den Selbstwertgedanken und integriert sich konsistent in das bekannte Markengefüge von L’Oréal Paris.

Alles in allem bin ich der Auffassung, dass der Spot zwar in jeder Einstellung professionell wirkt, aber für mich keine nachhaltige Wirkung mehr entfaltet. Die Machart ist für mich einfach abgenutzt und bewirkt in meinen Synapsen wie vermutlich auch bei vielen Verbrauchern – nichts außer gespieltem Interesse. Und dass die ohnehin schon überladene Werbebotschaft dann auch noch durch eine uninspirierte Rabattaktion eines Handelspartners erweitert wurde, wirkt in meinen Augen eher wie der verzweifelte Versuch, mit aller Kraft auf die finalen Kaufimpulse zu drücken. Das empfinde ich als wenig stilvoll und unfassbar uninspiriert.

Meiner Meinung nach wäre es höchste Zeit, dass L'Oréal Paris bei der Werbung kreativer und mutiger denkt, statt einfach einen bestehenden Spot mit dem nächstbesten Angebot „upzucyceln“.

Wie seht ihr das–spricht euch die Machart an oder vermisst ihr ebenfalls eine innovative wie intelligente Handschrift im Storytelling? Gerne eure Einschätzung und fachliche Meinung dazu in die Kommentare!