Der Spot von 2023 setzte diese Positionierung erneut in Szene und griff dabei konsequent auf Bilder zurück, die Tradition, Geborgenheit und Naturverbundenheit transportierten.

In Bezug auf die Zielgruppenansprache finde ich, dass der Spot vor allem die Sehnsucht nach Entschleunigung und Echtheit aufgriff – ein Wunsch, der spätestens seit der Coronapandemie noch präsenter geworden war. Aus meiner Sicht hatte die Kampagne insbesondere Familien angesprochen, aber auch urbane Zielgruppen, die sich nach ländlicher Ursprünglichkeit sehnten. Die Bildsprache war in meinen Augen bewusst bodenständig und entschleunigt gehalten, das vermittelte Gemeinsinn und einen Gegenpol zum hektischen Alltag. Ich habe daran geschätzt, dass die Protagonist:innen nicht typisierten Influencern entsprachen, sondern sich angenehm authentisch inszenierten und damit auch ältere Zielgruppen nicht ausklammerten.

Was die Werbebotschaft angeht, so war meiner Meinung nach das übergeordnete Motiv des Ankommens und die Umkehr vom Davonlaufen ein gelungener Aufhänger. Die zentrale Aussage „Wo das Alltägliche plötzlich etwas Besonderes ist“ transportierte die Idee, dass ein Urlaub am Bauernhof keine spektakulären Abenteuer, sondern echtes Glück in einfachen Momenten bietet. Fachlich betrachtet fühlte sich die Botschaft stimmig an, wenngleich sie sich für mich nicht übermäßig innovativ oder überraschend darstellte. Ich finde, hier wurde das Erwartbare sehr sauber, aber auch ohne größere provokative Kanten inszeniert.

In Bezug auf Kreativität und Originalität muss ich sagen, dass der Spot auf bewährte Stilelemente setzte: warme Sonnenuntergänge, unscharfe Hintergründe, lachende Kinder und Naturpanoramen. Diese Bildsprache wirkte zwar stimmungsvoll und einladend – in meiner Ansicht nach aber auch sehr vertraut und wenig herausfordernd. Ich hätte mir, ganz im Sinne meines eigenen Anspruchs an kommunikationsstarke, ungewöhnliche Wendungen, durchaus etwas mehr Mut zu Unerwartetem gewünscht. Es fehlte dem Spot im Wettbewerb der Jahre 2023/24 ein klarer Moment, der aus der Masse hervorgestochen hätte oder nachhaltig im Gedächtnis geblieben wäre.

Die visuelle Umsetzung empfand ich als absolut professionell: Die Bilder waren liebevoll komponiert, das natürliche Lichtspiel verstärkte die Authentizität und die Details wie Staubpartikel in der Scheune oder der direkte Blick der Katze in die Kamera sorgten für atmosphärische Tiefe. Die Montage der Szenen schuf ein rundes Gesamtbild des Landlebens und ließ Raum, sich als Betrachter:in in den gezeigten Szenen wiederfinden. Mir fiel positiv auf, dass der Spot nie ins Kitschige abglitt – stattdessen wurde Nahbarkeit über tatsächliche praktische Handlungen und ehrliche Emotionen transportiert.

Was die Konsistenz der Markenbotschaft betrifft, sehe ich den Spot als konsequente Fortführung dessen, was Urlaub am Bauernhof über die Jahre aufgebaut hatte. Das Markenversprechen – das Echte und Ehrliche, fernab inszenierter Trends – wurde gelungen weitergetragen und für das Erscheinungsjahr 2023 stimmig in Szene gesetzt. Gerade im Rückblick aus 2025 bin ich der Meinung, dass dies markenstrategisch sinnvoll war, um dem zunehmenden Wettbewerb im ländlichen Tourismussegment standzuhalten.

Als potentielle Schwachstelle fiel mir rückblickend jedoch auf, dass die Kampagne sich kommunikativ kaum weiter von bisherigen Darstellungen gelöst hatte. Ich meine, es fehlte an einer klaren, vielleicht sogar überraschenden Tonalität oder einem disruptiven Ansatz, der über die traditionellen Motive hinausgedacht hätte – genau das hätte in einem immer komplexeren und reizüberfluteteren Werbeumfeld 2023/24 ein dringend nötiges Differenzierungsmerkmal geboten. Aus meiner Erfahrung mit der Entwicklung ebenso wie Rezeption von Fernsehspots hätte ich mir durchaus gefreut, wenn die Kampagne mehr narrative Tiefe oder gar humorvolle Elemente als bewussten Stilbruch eingebracht hätte.

In Summe beurteile ich den Urlaub am Bauernhof-Spot aus 08/2023 als solide, stimmige und ganzheitlich umgesetzte Markenkommunikation, die ihre Zielgruppe sicher erreicht hatte. Meiner beruflichen Überzeugung nach blieb sie jedoch trotz ihrer Authentizität und Warmherzigkeit eher auf bekannten Wegen und hätte im Sinne einer mutigen Weiterentwicklung der Kommunikationskultur im D-A-CH-Raum mehr Risiken eingehen dürfen. Meiner Ansicht nach ist es schade, dass dieser Mut zur Irritation oder das bewusste Durchbrechen von Zuschauermustern im Jahr 2023 selten gewagt wurde.