Dadurch wirkt der Spot für mich recht lebensnah und vermittelt ein Gefühl von Normalität im Umgang mit Blasenschwäche, was definitiv dazu beitragen kann, ein Thema zu enttabuisieren, das noch oft stigmatisiert wird.

Von der Werbebotschaft her denke ich, dass die Aussage sehr klar und direkt rübergebracht wird. „Bleib nicht bei Monatsbinden, denn sie funktionieren nicht bei Blasenschwäche“ – das ist nicht unbedingt subtil, aber irgendwie auch erfrischend unmissverständlich. Gleichzeitig finde ich, dass TENA es vermeidet, die Problematik ins Lächerliche zu ziehen oder unnötig zu dramatisieren. Das gefällt mir, da ich den Eindruck habe, dass hier die Zielgruppe – also Frauen, die möglicherweise schon mit dem Thema Blasenschwäche kämpfen und aktiv nach Lösungen suchen – respektvoll angesprochen wird.

Was die Kreativität und Originalität betrifft, bin ich der Meinung, dass der Spot schon sehr in bekannten Mustern bleibt. Die Visualisierung ist relativ konservativ gehalten: viele sanfte Farben, Alltagsszenen – kreativ wird’s da nicht wirklich, aber vielleicht ist das bei diesem Thema auch beabsichtigt. Das zieht aber immerhin einen gewissen rohen Pragmatismus nach sich, der für die Zielgruppe unter Umständen angenehm ist, weil nichts „Überinszeniertes“ oder gezwungene Coolness versucht wird.

Die visuellen Elemente an sich wirken auf mich professionell – besonders auffällig ist das Spiel mit dem natürlichen Licht und den Pflanzen, das in vielen Einstellungen für eine gewisse Warmherzigkeit sorgt. Ich bekomme so den Eindruck, dass TENA ein angenehmes, unaufgeregtes Markenbild vermitteln möchte, das zur Thematik passt. Die zentrale Präsentation des Produktes, das explizite Zeigen der dünnen Einlage und das klare Herausstellen von Neuerungen („JETZT NOCH DÜNNER“) geben der Werbebotschaft einen glaubwürdigen Rahmen.

Mir fällt auf, dass die Botschaft sehr konsistent ist: Das Produkt, das Problem und die Lösung stehen das gesamte Video über im Mittelpunkt und es gibt keine ausschweifenden Nebenstränge, die ablenken. Es wird ein ganz bestimmtes Image von Selbstbestimmung und Bewegungsfreiheit aufgebaut – wahrscheinlich um zu zeigen, dass Blasenschwäche kein Hindernis für ein aktives Leben sein muss.

Potentiell kritisch sehe ich, dass es aus meiner Sicht ein bisschen mehr Anspruch an Aktualität und zeitgeistige Bildsprache hätte geben können. Ein Hauch von künstlerischer oder unerwarteter Inszenierung fehlt mir persönlich; die gewählten Szenen erfüllen halt eher den Standard als dass sie mit der klassischen „Werbung-für-junge-Frauen“-Fantasie brechen. Andererseits – und das kann man dem Spot durchaus anrechnen – wird auf jegliche unnötige Dramatik verzichtet und das Tabuthema wird mit einer gewissen Leichtigkeit adressiert.

Ich begrüße eine sachliche und respektvolle Diskussion zu solchen Spots und freue mich auf Beiträge von anderen, die das Thema oder die Umsetzung ähnlich differenziert betrachten!