Ich finde es ehrlich gesagt immer wieder erstaunlich, wie sehr Werbeschaffende gerade bei Gesundheitsthemen auf vertraute Lebensbilder setzen – einerseits funktioniert das vermutlich, aber mir fehlt da ein wenig die kreative Frische.

Die eigentliche Werbebotschaft kommt direkt und ohne Umwege daher: “Knobi Vital ist ein natürliches Mittel zur Stärkung der Herz-Kreislauf-Funktion. Es kann ohne weiteres kombiniert werden mit verschreibungspflichtigen Blutdrucksenkern.” Aus meiner Perspektive ist das mit der Subtilität eines Vorschlaghammers vorgetragen und bringt zwar Klarheit, aber wenig narrative Raffinesse. Überhaupt verspüre ich ein gewisses Déjà-vu, was die Inszenierung betrifft. Eine Apothekerin im weißen Kittel, ein Innenraum voll bunter Produkte, professionelle Beleuchtung – das ist so sehr Werbeflair von der Stange, dass ich mich frage, welche Kreativagentur hier heimlich von einem Praktikanten vertreten wurde. Natürlich erkenne ich den Fachlichkeits- und Vertrauensanspruch, aber besonders originell oder intellektuell herausfordernd ist das keineswegs.

Auch die eingestreuten Nahaufnahmen – etwa die Einkaufstaschen an der Treppe, die unterschiedlichen Knobi-Vital-Flaschen in idyllischer Waldfototapete – wirken fast humorlos direkt. Ich persönlich hätte hier mehr subtiles Storytelling erwartet oder zumindest eine kleine metaphorische Wendung, die sich in den Kopf brennt. Mir fehlt die zweite Ebene, der ironische Bruch oder auch die künstlerisch-verspielte Überhöhung, die eine Werbung aus dem Sumpf der Austauschbarkeit heben könnte. Immerhin: Die Markenbotschaft bleibt in jedem Frame penibel konsistent, das Logo brennt sich irgendwann auch ohne Blickkontakt ins Gedächtnis. Aber ich bin der Überzeugung, dass mit etwas mehr Mut zur Inszenierung auch die Botschaft deutlich nachhaltiger wirken könnte.

Bemerkenswert, wenn auch durchaus amüsant, finde ich zudem den mutigen Claim “Gut für mein Herz, gut für mich”. Ich frage mich, ob da vielleicht eine Herzensangelegenheit im Werbeteam vorlag, oder ob man einfach mangels Alternativen zur einfachsten aller Slogans gegriffen hat. Für meinen Geschmack bliebt das alles recht brav und sattelt wenig auf einen anspruchsvollen Kommunikationsansatz – das hätte gerade beim Thema Herzgesundheit mit all seinen persönlichen und gesellschaftlichen Facetten durchaus viel mehr Substanz vertragen.

Interessant wäre es, hier unterschiedlichste Sichtweisen auf diesen Spot zu hören: Finden andere Zuschauer:innen das gezielte Einfangen ganz alltäglicher Lebenssituationen besonders ansprechend oder doch eher einfallslos? Und können einfache, direkt zugespitzte Botschaften im Gesundheitsbereich überzeugender sein als kreative, mehrdeutige Ansätze? Ich lade dich hiermit ein, diesen TV-Spot ebenso pointiert wie offen zu kommentieren und darüber zu diskutieren, welcher Werbestil heutzutage wirklich berührt und in Erinnerung bleibt.

Autor: Ralf Zmölnig