Blaubeeren – zu träumen scheint, ruft bei mir zunächst eine Assoziation von Genießermentalität und Erholung hervor. Ich finde, dass diese Ruhe und das sinnliche Eintauchen in die Fruchtszenerie sehr vielschichtig angesprochen werden, ohne aufdringlich zu sein.

Die musikalische Untermalung mit dem berühmten Flower Duet aus Delibes’ „Lakmé“ ist für mich ein Statement in Sachen Anspruch: Hier wird das Alltagsprodukt Sirup mit Opernästhetik romancesiert, was, so denke ich, längst nicht jedem Genre-Spot vergönnt ist. Für mich unterstreicht das eine bewusste Ausrichtung auf eine kultivierte, vielleicht auch etwas genussorientierte Zielgruppe, die visuelle und akustische Raffinesse wertschätzt.

Blickt man auf die Werbebotschaft, bin ich der Meinung, dass der Spot in seiner Direktheit – „d’arbo Sirup aus 620 Gramm Heidelbeeren und Cassis. Voller Frucht, voller Geschmack.“ – auf Reduktion und Klarheit setzt, dabei aber eine gewisse kulinarische Poesie ausspielt. Dieser Purismus, verbunden mit der Transparenz der verwendeten Fruchtmenge, wirkt für mich durchaus überzeugend. Es ist ein klar formulierter Nutzen, der Glaubwürdigkeit erzeugen soll.

Was Kreativität und Originalität betrifft, empfinde ich die visuelle Umsetzung als angenehm unaufgeregt, doch ideenreich. Dass auf den klassischen Fruchtsirup-Spagat zwischen Überzuckerung und Kindergeburtstag verzichtet wird, gereicht dem Spot meiner Ansicht nach zur Ehre. Die insistierende Bildsprache von Heidelbeerwellen, malerischem Sonnenuntergang und Möwenflug verschiebt das Sirup-Erlebnis gekonnt ins Reich der Erwachsenen, ohne dabei die kindliche Freude am Genuss auszusperren – was mich schmunzeln lässt ob dieser feinen Balance. Ein Schelm, wer hier nicht auch ein Quäntchen Ironie erkennen mag, wenn aus Frucht ein fantastisches Universum wird.

Konsistenz der Markenbotschaft sehe ich durchaus gegeben: Die Darstellung eines natürlichen, hochwertigen und beinahe märchenhaften Produkterlebnisses fügt sich stringent an das visuelle Markenerbe von d'arbo an. Ich kann nachvollziehen, warum auf aufwendige Dramaturgie und übertriebene Claims verzichtet wird – weniger ist hier offensichtlich mehr.

Wenn ich mir erlaube, abschließend einen Schlenker zur Stilistik zu machen, dann erstaunt mich, wie der Spot trotz aller Komplexität in der Bildinszenierung angenehm entschleunigend wirkt. Das verführerisch inszenierte „Meer aus Geschmack“ hat fast schon einen meditativen Effekt und bleibt – abseits gängiger Werberezepturen – angenehm reflektiert.

Wie siehst du den Ansatz, Realität und Fantasie so kunstvoll zu verschmelzen? Oder empfindest du den Spot vielleicht als zu gediegen? Mich würde interessieren, was für dich das herausragende Stilmittel im Spot ist – oder welche Alternative du bevorzugt hättest. Lass uns gerne darüber diskutieren: Wo trifft für dich Anspruch auf Authentizität in der Fernsehwerbung?

Autor: Ralf Zmölnig