Der gelungene Schriftzug „Costa präsentiert“ zusammen mit „La Bella Vita“ in geschwungener, gelber Schrift transportiert eine hedonistische Verspieltheit und verankert das Markenerlebnis eindeutig beim italienischen Lebensgefühl. Diese kreative Stilwahl, das muss ich sagen, empfinde ich als einladend, ohne dass sie ins Banale abgleitet.

In typischer Markenmanier inszeniert die Spotregie das Schiff und das Bordleben nicht nur als Luxuserfahrung, sondern als mystische Entdeckungsfahrt. Die Einblendung des Radarschirms wirkt für mich auf den ersten Blick wie ein cleveres Stilmittel: Sie schlägt eine Brücke vom technischen Alltag der Navigation zu einer fast schon philosophischen Sinnsuche – „selbst am dunkelsten Punkt des Mittelmeeres gibt es wahre Schönheit“. Aus meiner Sicht funktioniert diese gedankliche Überhöhung im Spot erstaunlich gut und ist ein subtiler, raffinierter Kunstgriff. Hier wird nicht einfach auf luxuriöse Ausstattung oder plakative Emotionen gesetzt, sondern das Narrative nimmt sich Zeit für einen überraschenden Perspektivwechsel. Ich behaupte, dass diese Art von „intelligentem Storytelling“ im Genre der Kreuzfahrtwerbung eher die Ausnahme ist.

Auch die Bildästhetik verdient meines Erachtens Lob. Die harmonisch abgestimmte Farbwelt – ein Wechselspiel aus gedämpftem Blau, akzentuiertem Gelb und beleuchteten Decks – wirkt alles andere als zufällig. Die Aufnahmen des modernen, gläsernen Decks mit den geschwungenen Linien inszenieren auf fast überspitzte Weise das Motiv der Leichtigkeit und zeigen, dass man hier Wert auf visuelle Originalität gelegt hat. Die Nahaufnahmen von Kindergesichtern sowie entspannt in den Sternenhimmel blickenden Gästen verleihen der Inszenierung emotionale Glaubwürdigkeit und verhindern, dass der Spot nur ein Hochglanz-Werbeclip bleibt.

Die Werbebotschaft „Sterne wie diese kann man nur mit Costa entdecken und mit keinem anderen“ ist zwar klar als Exklusivitätsversprechen erkennbar, hebt sich aus meiner Perspektive dennoch wohltuend vom üblichen Branchensprech ab. Die direkte Auslobung von „La Bella Vita“ als gelebtem Markenversprechen finde ich sympathisch, allerdings schwingt dabei auch eine gewisse süffisante Ironie mit – wenn suggeriert wird, dass offenbar alle anderen Reedereien den Blick für Schönheit und Lebensfreude verloren haben. Ich frage mich zum Beispiel augenzwinkernd, ob das Mittelmeer für Konkurrenzanbieter ein trister Ozean bleiben muss.

Meiner Meinung nach – und das ist ein ehrliches Kompliment – schafft es Costa, sowohl die rationale Sicherheit der Navigation als auch die emotionale Sehnsucht nach Lebensfreude zu verbinden. Das spricht insbesondere gut situierte Zielgruppen mit einem Faible für kultivierte Erlebnisse an, ohne übermäßig elitär zu wirken. Andererseits denke ich aber auch, dass der Spot mit seiner Konzentration auf Erhabenheit und Harmonie bewusst keine polarisierende Kante zeigt; die Ambivalenzen, die mit Kreuzfahrten verbunden sind, werden elegant ausgespart. Ob das im Sinne einer modernen, reflektierten Werbekommunikation immer noch zeitgemäß ist, lasse ich mal stehen.

Insgesamt meine ich, der Spot lebt von seiner durchdachten Ästhetik, einer cleveren Dramaturgie und einer angenehm subtilen Zielgruppenansprache – und liefert eine angenehme Differenzierung zum üblichen Mainstream der Reisevermarktung. Ob er in Dir auch dieses Bedürfnis nach Exklusivität und Entschleunigung weckt? Darüber sollten wir ruhig diskutieren – ich bin gespannt auf weitere Einschätzungen dazu!

Autor: Ralf Zmölnig