Aus meiner Sicht ist die Zielgruppenansprache damit erkennbar klar und nachvollziehbar, auch wenn ich mir ein Quäntchen mehr Subtilität oder Tiefgründigkeit in der Darstellung wünschen würde.

Was mir auffällt: Die Werbebotschaft vermittelt einen pragmatischen Kreislauf aus „Verdienen“ und „Freude schenken“. Der Slogan „Auf Vinted wird alles wieder neu“ illustriert das Prinzip der Plattform charmant, ohne sich in moralinsauren Nachhaltigkeitsparolen zu verlieren – das schätze ich durchaus, da es nicht mit erhobenem Zeigefinger daherkommt. Gleichzeitig wirkt die Formulierung „Während du verdienst, können sie es wieder lieb haben“ wie ein freundlich gemeinter Wink in Richtung Sharing Economy, bleibt allerdings weitgehend auf der Oberfläche und kratzt nur dezent an tieferen emotionalen oder gesellschaftlichen Schichten.

Kreativ und originell finde ich, dass alltägliche Szenen als narrative Klammer genutzt werden, statt auf überinszenierte Familienidyllen oder künstliche Dramatik zu setzen. Die visuelle Gestaltung ist klar, funktional und verzichtet wohltuend auf visuelle Reizüberflutung. Ich muss aber auch sagen, dass für meinen Geschmack eine kleine gewitzte Wendung, ein überraschender Perspektivwechsel oder zumindest ein subtiles Augenzwinkern durchaus den Anspruch an einen intelligenten, herausfordernden Kommunikationsansatz noch stärker bedient hätten. Hier bleibt der Spot, trotz seines sauberen Looks, eher brav. Das karierte Hemd, das gleiche Setting – das alles fühlt sich solide, aber fast schon zu vertraut an, um wirklich aus der Masse hervorzustechen.

Hinsichtlich der Konsistenz der Markenbotschaft empfinde ich die klare Farbcodierung, die wiederholte Einblendung des „Jetzt die Vinted-App kostenlos runterladen“-Hinweises und den fortgesetzten Einsatz des Vinted-Logos als gelungen. Das schafft eine angenehme Wiedererkennbarkeit und stärkt die visuelle Markenidentität. Der finale Schnitt auf den blauen Hintergrund mit großem „Vinted“-Schriftzug wirkt wie ein visuelles Stoppschild und sorgt für ein konsequentes Branding – was ich aus werbefachlicher Sicht als durchaus professionell bewerte.

Meiner Ansicht nach bewegt sich der Spot damit in einem sicheren und wohldosierten Fahrwasser – sympathisch, handwerklich sauber und ansprechend gestaltet. Gleichwohl lässt er für mich jene kognitive Raffinesse oder überraschende Leichtigkeit vermissen, die anspruchsvolleren Zuschauern das Gefühl geben könnte, hier werde ihr Intellekt oder Humor wirklich angesprochen.

Ich bin gespannt: Wie wird der Spot von anderen gesehen? Ist es Sympathie durch Vertrautheit oder fehlt genau das Augenzwinkern, das gute Werbung abhebt? Ich lade dich herzlich ein, den Spot im Hinblick auf seine kommunikativen Nuancen und seinen Anspruch an Originalität zu diskutieren – wie anspruchsvoll muss Werbung deiner Meinung nach gestaltet sein, um in Erinnerung zu bleiben?

Autor: Ralf Zmölnig