Mir fällt auf, dass die Anordnung der Requisiten und die Outfits dabei subtil die Farbwelt des Produkts spiegeln, was in meinen Augen einen schön orchestrierten Bezug zur Markenidentität herstellt.

Trotzdem muss ich gestehen: Eine wirkliche Überraschung bleibt zunächst aus. Ich habe ein Faible für Spots, die mit einem intelligenten Twist spielen oder zumindest einen Bruch mit der klassischen Darstellung des Produktkonsums wagen; genau hier bleibt Tic Tac für mein Empfinden auf sicherem Kurs. Die Inszenierung des Kaugummis auf der zweigeteilten Fläche, eingerahmt von glitzernden Partikeln, empfinde ich zwar als optisch ansprechend und eindeutig im Trend jener Hochglanzinszenierungen, die man aus der aktuellen FMCG-Werbung kennt – allerdings bin ich der Meinung, dass dieser Effekt auch schnell den Eindruck von Beliebigkeit hinterlassen kann.

Die folgende Szene, in der ein Mädchen mit roter Sonnenbrille im lilafarbenen Outfit lacht, hebt die Stimmung deutlich an. Für mich vermittelt dieser Moment gekonnt ein Gefühl von jugendlicher Leichtigkeit, fast schon ein wenig hyperreal à la Instagram-Filter, inklusive farblich dominierter Kulisse mit Palmen und „Berry Cool“-Schildern. Interessant finde ich, wie Tic Tac hier gezielt jugendkulturelle Codes nutzt – das ist aus fachlicher Sicht sinnvoll und zeitgemäß, aber in seiner Zuspitzung auf Popästhetik auch ein wenig kalkuliert. Eine gewisse Ironie dieser “Lifestyle-Explosion“ könnte durchaus beabsichtigt sein, ich frage mich allerdings, ob sich ein anspruchsvolles Publikum davon nicht etwas unterfordert fühlt.

Die tanzenden Figuren im belebten Straßensetup mit Flamingos und abstrakten pinken Dekoelementen empfinde ich wiederum als eine Art visuelles Over-the-Top, das sowohl mit charmantem Witz als auch einer Prise Augenzwinkern gespielt ist—mein Eindruck: Hier überzeichnet die Regie ganz bewusst und zelebriert den Popkultur-Kitsch. Das hat ohne Frage Unterhaltungswert, wenngleich ich persönlich mehr Raffinesse in der Verknüpfung von Produktinszenierung und Erzählansatz bevorzugen würde.

Begeistern kann mich schließlich die Darstellung der Verpackung am Spotende: „FLIP IT TWO ENJOY!“ ist ebenso einprägsam wie sprachlich clever gelöst, signalisiert einen modernen, spielerischen Produktcharakter und bleibt dem internationalen Markenversprechen treu. Ich bin der Ansicht, dass hier die Verbindung aus klarer visueller Führung, farblicher Differenzierung und einprägsamem Call-to-Action tatsächlich funktioniert – zumindest sofern man der Zielgruppe zutraut, leichte Ironie und Überzeichnung als Einladung zu selbstbestimmtem Genuss zu verstehen.

Alles in allem glaube ich, dass der Spot solide arbeitet, farblich wie atmosphärisch stringent ist und die Werbebotschaft nachvollziehbar transportiert. Aus meiner persönlichen Sicht hätte es aber durchaus noch ein klügeres Augenzwinkern oder eine zusätzliche Ebene vertragen können, um den Anspruch wirklich zu erfüllen, mehr zu sein als ein hübsch verpackter Produkt-Teaser. Wer andere Werbeanzeigen von Tic Tac kennt, erkennt zweifellos den roten Faden – und dennoch bleibt für mich die Frage, ob nicht etwas mehr kreative Kühnheit das Bild abrunden würde.

Wie empfindest Du die Herangehensweise dieses Spots – sprich Dich die poppig-lifestylige Optik an oder wünschst Du Dir stärkere narrative Überraschungen? Ich freue mich auf eine fachliche Diskussion über Oberflächenreize versus konzeptionelle Tiefe in aktueller TV-Werbung!

Autor: Ralf Zmölnig