Ich habe den Eindruck, dass die Inszenierung mit den bunten Punkten und den niedlich agierenden Babys stark auf die klassischen Trigger für junge Eltern setzt, ohne eine wirklich clevere, neue Perspektive einzubringen.

Sobald dann in mehreren Variationen Babys und Kleinkinder in verschiedenen Alltagssituationen zu sehen sind, scheint mir die Bildsprache zwar sympathisch, aber ehrlich gesagt auch ein Stück weit beliebig – aus meiner Sicht fehlt da die visuelle Raffinesse oder ein visuelles Leitmotiv, das sich wirklich einprägt oder überraschende Wendungen bringt. Der Text „Bewegungen wie diese können zum Auslaufen der Windel führen“ ist für mich inhaltlich ein fast schon prototypischer Problembeginn und mir erscheint es, als würde die Werbung hier sehr geradeaus alle Gefahren auflisten, um dann ebenso vorhersehbar die Produktlösung zu bieten.

Bemerkenswert ist natürlich, wie Pampers die USPs klar und deutlich platziert: Das sogenannte „STOP & SCHUTZ System“ mit zwei Mal breiteren Bündchen und dem Rücken-Täschchen wird ziemlich explizit vorgestellt – ich finde, da wird vor allem auf funktional-rationale Argumentation gesetzt. Charmant ist immerhin die grafische Szene mit den kleinen animierten Gesichtern am Windelrand: Da schimmert für mich ein Hauch von verspielter Kreativität durch, der dem Spot etwas Leichtigkeit verleiht.

Was die Zielgruppenansprache betrifft, glaube ich, dass Pampers mit bunten Hintergründen und dem liebevollen Fokus auf alltägliche Baby-Momente sehr genau weiß, wen man erreichen möchte: Eltern, die Sicherheit suchen und denen Praktikabilität wichtiger ist als Werbe-Overload. Insofern, aus professioneller Sicht, ist die Botschaft in sich sehr konsistent mit der bisherigen Markenkommunikation. Starke Visualität von Geborgenheit und Alltagstauglichkeit in Verbindung mit einem klaren Versprechen – das zahlt auf die Brand-Identity ein.

Allerdings bin ich der Meinung, dass sich Pampers kreativ kaum aus der Komfortzone bewegt: Der Spot bleibt für mich in der Gesamtausgestaltung brav, fast schon lehrbuchhaft und verzichtet auf jede Form von spielerischer Ironie oder inhaltlicher Tiefe. Gerade angesichts der Möglichkeiten, mit humorvollen Überhöhungen, charmantem Perspektivwechsel oder etwa ungewöhnlichen Metaphern zu arbeiten, verstehe ich nicht so recht, warum man es bei Pampers bei einer solch „klassischen“ Erzählweise belässt. Ich hatte mir da eigentlich einen kleinen kommunikativen Twist erwartet!

Letztlich bleibt mein Eindruck, dass Werbung dieser Art handwerklich einwandfrei produziert und klar auf die Zielgruppe ausgerichtet ist, aber aus kreativer und intellektueller Perspektive kaum neue Impulse bietet. Mich hätte ein überraschender Einfall oder eine besonders originelle Inszenierung sehr gefreut, gerade weil Pampers ein so etabliertes Produktportfolio hat und sich so eine gewisse kommunikative Unverwechselbarkeit eigentlich leisten könnte.

Was denkst du: Reicht eine solid aufbereitete, rationale Kommunikation rund um Alltagsprobleme bei so vertrauten Produkten wie Windeln aus – oder sollte solche Werbung bei aller Funktionalität auch mutiger, spielerischer oder überraschender sein? Ich freue mich auf eine fachliche Diskussion dazu!

Autor: Ralf Zmölnig