Die Präsentation der Produkte – prominent nebeneinander platziert, von kräftigen Buchstaben und Keyfacts wie “LUMINOUS 630° Anti-Altersflecken” begleitet – macht sicherlich deutlich, worum es geht. Und dennoch habe ich das Gefühl, dass hier eine Chance verpasst wird, Anspruch und Emotion clever miteinander zu verbinden. Stattdessen wird mir das Produkt recht direkt unter die Nase gehalten, ohne dass die Inszenierung eine überraschende Wendung bekommt.

Was ich durchaus anerkennen muss, ist die Verständlichkeit der Werbebotschaft: Die Hinweise auf patentiertes Thiamidol und Kollagen-Booster wirken für mich erfrischend faktenorientiert, auch wenn ich sagen muss, dass die wissenschaftlichen Claims (“Wirkt auf zellulärer Ebene”) optisch etwas platt daherkommen – ein Hexagonen-Muster mit roten Umrandungen ist für mich eher kosmetische Wissenschaftssimulation als überzeugendes Storytelling. Ich hätte erwartet, dass gerade bei einem so wissenschaftlich positionierten Produkt auch visuell mehr Innovationsgeist gezeigt wird.

Die Ansprache der Zielgruppe finde ich im Ansatz gelungen – Nivea bringt beim Spot eine Frau, dann einen Mann ins Spiel, jeweils recht klar zugeordnet durch eigene Produkte. Was mir hierbei ein wenig zu eindimensional erscheint: Die Erzählweise bleibt auf beiden Seiten sehr generisch, ohne individuelle Geschichten oder eine charmante Nebenbemerkung einzustreuen. Ich bin der Überzeugung, dass vor allem anspruchsvolle Kunden mehr erwarten als das bloße Abspulen von Produktversprechen.

Kreativität und Originalität lassen für meinen Geschmack zu wünschen übrig – ausgerechnet die Sequence, in der das Produkt aus der Verpackung genommen und der Pumpspender betätigt wird, habe ich schon x-fach bei vergleichbaren Marken gesehen. Die Gefahr des kreativen Stillstands scheint hier real, wobei ich amüsiert feststelle, dass gerade bei der Paarung mit dem Nivea Men Serum fast schon unfreiwillig eine gewisse Austauschbarkeit betont wird: Ähnliche Einstellungen, ähnlicher Slogan, andere Farbe – das wirkt auf mich eher wie das Abhaken einer Gleichstellungs-Pflichtübung.

Die Verbindung zur Markenidentität bleibt jederzeit klar erkennbar, was zweifellos für Konsistenz sorgt. Die immer wieder platzierten Branding-Elemente holen die Botschaft am Ende auf den bekannten Nivea-Kern zurück, aber auch hier vermisse ich den Mut zur Überraschung. Mich beschleicht das Gefühl, dass der Spot vor allem auf Sicherheit setzt, um ja niemanden zu verprellen.

Ich finde es außerdem ein wenig bilig, wie schnell mit den “sichtbaren Ergebnissen in 7 Tagen” geworben wird. Das ist zwar marketingtechnisch geschickt, aber für mein Empfinden fast schon frech direkt – als informierte Konsumentin oder Konsument frage ich mich an dieser Stelle zwangsläufig, ob mit solchen Versprechen nicht auch ein wenig Übertreibung einhergeht. Das hätte ich mir subtiler, vielleicht auch augenzwinkernd-selbstironisch gewünscht.

Schlussendlich lässt mich dieser Spot etwas unbefriedigt zurück. In meiner Perspektive bleibt die Produktion inhaltlich wie formal im Konventionellen stecken – greifbare Intelligenz, Überraschungsmomente oder raffinierte kommunikative Wendungen fehlen. Gerade für eine Marke mit Niveas Strahlkraft wäre hier meiner Meinung nach noch eine kreativere und differenziertere Ansprache möglich gewesen.

Wie bewertest du diesen TV-Spot? Findest du die gewählte Kommunikation überzeugend oder bist du – wie ich – der Meinung, dass ein wenig mehr Anspruch und Originalität der Marke gut zu Gesicht gestanden hätte? Lass uns gerne fachlich oder subjektiv weiterdiskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig