Aus meiner Perspektive ergibt dies eine konsequente, fast schon medizinische Markeninszenierung, die La Roche-Posay als autoritative Instanz im Kosmetikbereich inszeniert. Die visuelle Sprache, gepaart mit dem Auftritt einer Pipette und der Nahansicht des Produkts, erarbeitet sich einen wissenschaftlichen Habitus, den ich durchaus nachvollziehbar und in sich stimmig finde.

Die Werbebotschaft zielt klar auf Expertise und Innovation. „Von Dermatologen empfohlen“: Das zieht eine Grenzlinie gegen herkömmliche Kosmetik, die sich nur auf Lifestyle oder Glamour kapriziert. Hier präsentiert man lieber die Produktformel als den Glamour-Effekt. Nur – und das denke ich, sollte man kritisch anmerken – biedert sich La Roche-Posay fast schon an den wissenschaftlichen Duktus an, indem man fast wie in einem Laborvideo Ingredienzen aufzählt: „Vier verschiedene Hyaluronsäuren, zweimal mehr Hyaluronsäure.“ Ich bin der Meinung, das appelliert gezielt an ein Publikum, das sich nach Zahlen, Daten und Fakten sehnt und eine rationale Legitimation für die Kaufentscheidung sucht. Clever, ja, aber doch ein wenig vorhersehbar in seiner Professionalität.

Das kreative Storytelling? Nun, ich sehe durchaus eine gewisse Originalität in der Reduktion auf das Wesentliche: Molekül-Animationen, klar strukturierte Claims und der Fokus auf Text-Bild-Kombinationen schaffen einen subtilen, intellektualisierten Ansatz. Trotzdem – meiner Ansicht nach bleibt hier das Narrativ auf der Strecke: Anstelle einer emotionalen Identifikation oder einer augenzwinkernden Wendung verlässt man sich vollständig auf den Produktnutzen. Wer nach überraschenden, clever inszenierten Werbe-Highlights sucht, wird hier eher nüchtern bedient. Ein klein wenig satirisch betrachtet: So viel Nüchternheit, da fragt man sich fast, ob das eigentliche Serum noch für die Haut oder doch bereits für den Geist gedacht ist.

Hinsichtlich der Ansprache finde ich, dass La Roche-Posay den Spot für eine sehr gezielte, vermutlich eher medizinisch oder zumindest wissenschaftlich interessierte Zielgruppe strickt. Die Verwendung von Schlagworten aus der Dermatologie, die Konzentration auf Claims wie „sichtbare Faltenmilderung“, die Einbindung des „Nr. 1 von Dermatologen empfohlen“-Superlativs – all das spricht für einen dezidierten, geradezu „anspruchsvollen“ (und durchaus selbstbewusst kaufkräftigen) Konsumenten.

Das Vorzeigen der Produktinnovation, insbesondere der nachfüllbaren Creme, bringt für mich zumindest einen Hauch von Zeitgeist ins Spiel – Nachhaltigkeitsaspekte werden dezent, aber nachvollziehbar transportiert. Allerdings, und das ist meine persönliche Meinung, bleibt die kommunikative Finesse auf halbem Weg stehen: Mit mehr Mut zu überraschenden Drehungen, einer Prise Ironie oder einem etwas raffinierteren Ansatz hätte La Roche-Posay – gerade bei hoher Markenbekanntheit – sich als Markenstoryteller noch eigenständiger positionieren können.

Ich denke, dieser Spot ist handwerklich sauber, fachlich überzeugend und der visuellen Markenidentität treu geblieben, doch in Sachen Kreativität und Emotionalität bleibt für mich Luft nach oben. Und jetzt interessiert mich: Wie empfindest du diese Inszenierung? Ist dir die wissenschaftliche Anmutung genug oder vermisst du, ähnlich wie ich, ein Quäntchen mehr Einfallsreichtum in der Ansprache? Lass uns gerne darüber diskutieren!

Autor: Ralf Zmölnig