Was die Zielgruppenansprache betrifft, denke ich, dass der Spot glasklar auf Schnäppchenjäger:innen abzielt. Die Botschaft – spare jetzt, kaufe günstig – kommt ohne jeden Umweg an. Fachlich betrachtet ist dieser Fokus sicherlich effizient, lässt aber aus meiner Sicht viel Potenzial für eine intelligentere Inszenierung liegen. Warum nicht mal mit einem Augenzwinkern die „Sale-Hysterie“ ironisieren oder zumindest eine originelle Perspektive auf das Thema skandinavisches Wohnen bieten?

Kreativ betrachtet bin ich geneigt zu sagen: Hier wird eher Funktionalität als Inspiration geboten. Zwar sind die visuellen Elemente ordentlich gesetzt – die roten Prozentzeichen, das JYSK-Logo als zentrales Element und eine klare Produktplatzierung –, aber wirklich neuen Stil sucht man vergebens. Besonders süffisant finde ich das omnipräsente Blau-Rot, das wie ein Corporate-Bollwerk jede potenzielle Schräglage sofort begradigt. Unterhaltungswert? Für meinen Geschmack bleibt das Ganze deutlich zu pflichtbewusst und brav.

Die Auswahl der Szenen – vom Garten mit Meerblick bis zum skandinavisch inszenierten Schlafzimmer – inszeniert zwar das Produktumfeld, aber alles wirkt wie aus dem Werbekatalog adaptiert, statt cineastisch durchdacht. Aus meiner Perspektive wäre gerade das Motiv „Scandinavian Sleeping & Living“ eine Einladung, mit Bildsprache und Charme zu spielen – diese Chance wurde meiner Meinung nach jedoch weitgehend verschenkt.

Die Werbebotschaft ist nachvollziehbar und markenaffin: Qualitätsprodukte aus Skandinavien für Schlaf und Wohnen – stets zum günstigen Preis. Ich finde diesen Markenclaim ehrlich, aber in der Umsetzung eher uninspiriert, und ich frage mich, ob nicht ein Hauch Selbstironie oder ein kluger Regie-Kniff der Marke einen moderneren Anstrich geben würde.

Ich bin der Meinung, dass der Spot in seiner Konsequenz stimmig ist und keinerlei Brüche im Markenauftritt zeigt – das Corporate Design und die Tonalität sind mustergültig konsistent. Allerdings wird dadurch das Überraschungsmoment komplett geopfert, sodass ich mich frage, ob der Spot überhaupt länger als bis zum nächsten Werbeblock im Kopf bleibt.

Vielleicht fehlt mir einfach die kleine Prise Understatement, die skandinavisches Design oft so besonders macht. Aber hier beschränkt man sich auf die lautstarke Preiskeule. Als Werbeinteressierte:r mit Anspruch an intellektuelle Raffinesse ist dieser Spot für mich deshalb eher Routine als Reizsetzung.

Interessiert mich aber sehr, wie du das siehst: Regen dich diese lauten SALE-Signale eher zum Kauf oder zum Weiterschalten an? Ist Funktionalität in der Werbung ausreichend oder erwartest du – wie ich – ein bisschen mehr Zwischentöne? Diskutier gern mit, ob der Spot für dich als Konsument:in funktionieren würde, oder was du im Markenauftritt von JYSK spannender finden würdest!

Autor: Ralf Zmölnig