Es wirkt, als wolle man jedem noch so schlafenden Sofa-Menschen klarmachen: Hier geht es schlicht um Prozente, nicht um feingeistige Nuancierung.

Direkt danach setzt JYSK auf das bewährte Prinzip der maximalen Vereinfachung: „Großer Abverkauf bei JYSK.“ Dass jeder Gartentraum hier wohl in Eurobeträge zerlegt werden soll, finde ich zwar konsequent, aber es fehlt für meinen Geschmack das gewisse Etwas, das einen Spot mehr sein lässt als nur ein Marktschreier auf Speed. Die Werbebotschaft ist knallhart kalkuliert und emotionslos ehrlich – Spare bis zu 60 Prozent. Mehr Offenlegung der eigenen DNA dürfte kaum möglich sein, was ich aus fachlicher Sicht immerhin als stringent und markenadäquat begreife. Auf emotionaler oder gar intellektueller Ebene – und das ist mir persönlich wichtig – findet sich in dieser Komposition jedoch kein Raum für Raffinesse oder ein überraschendes Augenzwinkern.

Etwas versöhnlicher stimmt mich die kurze Szene mit dem inszenierten Gartenambiente: Ein moderner Tischensemble, Pool, Holzkonstruktion sowie dezente Pflanzen vermitteln skandinavisch-klare Wohlfühl-Atmosphäre – quasi das gestalterische Feigenblatt, das zumindest für Sekunden die reine Rabattschlacht überblenden möchte. Ich denke, dieser Moment hätte Potenzial für einen eleganteren Brückenschlag zwischen Lifestyle-Anspruch und Abverkauf gehabt, bleibt aber im Ansatz stecken. Meiner Ansicht nach wird hier eine solide visuelle Präsentation geboten, aber der kreative Anspruch bleibt eher auf Konsensniveau.

Die Rückbesinnung auf die JYSK-Identität – „Scandinavian Sleeping & Living“ – zum Spotende, wirkt für mich konsequent markenorientiert und gibt dem ansonsten sehr direkt gehaltenen Werbeauftritt wenigstens einen Anstrich von Markenversprechen. Allerdings gelingt es aus meiner Warte nicht wirklich, daraus eine intelligente kommunikative Wendung oder einprägsame Message zu destillieren. Die Zielgruppenansprache ist wenig subtil; es scheint, als ziele man auf das schnell entschlossene Spar-Segment ohne Umwege ab, wobei die suggestive Einfachheit fast schon satirische Züge bekommt.

Alles in allem hinterlässt dieser Spot bei mir den Eindruck, dass Schnäppchenfieber den kreativen Anspruch gnadenlos in den Sommerschlussverkauf verabschiedet hat. Wer rein auf klare Signale und unkomplizierte Angebote steht, dürfte zufrieden sein, aber als Liebhaber von cleveren, spielerisch-intelligenten Kommunikationsansätzen vermisse ich die inspirierende Kante, die mich auch als Rezipient fordert.

Was denkst Du: Reicht Dir dieser plakative Rabatt-Alarm oder sollte sich ein Anbieter wie JYSK auch einmal etwas mehr zutrauen, wenn es um innovative Werbeansätze geht? Würde eine subversivere, subtilere Ansprache vielleicht sogar mehr Wirkung erzielen? Ich bin gespannt auf Deine Sicht der Dinge!

Autor: Ralf Zmölnig