Die ungewöhnliche Wendung, die bekannte Situationen – etwa die ironisch-bizarr inszenierte Anzugsnotwendigkeit oder das metaphorische "Ausziehen" – nutzt, weist für mich klar auf ein kreatives und selbstbewusstes Storytelling hin, das 2022 in der Kreditwerbung noch nicht selbstverständlich war.

Ich denke, der Spot adressierte damit vor allem eine jüngere, digitalaffine Zielgruppe sowie Selbstständige und all jene, die sich von traditionellen Banken oft unverstanden fühlten. Das "Faire Kreditchancen für alle" wurde auch visuell konsequent durch großflächige Präsenz des Logos und einer farblich markanten, aber dennoch authentisch wirkenden Inszenierung unterstützt. Die Auswahl der Darsteller – normale, keine überzeichneten Hochglanz-Gesichter, sondern Menschen mit Ecken und Kanten – unterstrich den gesellschaftlichen Inklusionsanspruch der Marke, so wie ich es mir für eine glaubwürdige Markenkommunikation immer gewünscht habe.

Was mir zudem ins Auge fiel, war der lose, fast lakonische Stil der Voice-Over-Passagen. Der Spot machte sich dabei eine saloppe, fast sarkastische Tonart zu eigen, die sich kritisch mit tradierten Branchenmechanismen auseinandersetzte, ohne aber ins Zynische abzurutschen. Ich bin der Meinung, dass dies einerseits originell und unterschwellig aufrüttelnd wirkte, zum anderen jedoch durchaus riskierte, bei konservativeren Rezipienten eine gewisse Distanz zu schaffen.

Die Visualität des Spots empfand ich als dem Zeitgeist entsprechend: viel Bewegung, urbane Motive, dynamische Perspektivwechsel und ein pointiert eingesetztes, plakatives Color Grading. Das Gelb als Leitfarbe spielte klar auf die Markenidentität von Auxmoney an und schuf einen hohen Wiedererkennungswert. Gleichzeitig blieben die Szenen offen und nahbar; sie versuchten nicht, eine künstliche Scheinwelt zu suggerieren, sondern bildeten einen authentischen gesellschaftlichen Querschnitt zu einer Zeit, in der Digitalisierung und Vielfalt gesellschaftlich wie kommunikativ in den Mittelpunkt rückten.

Meiner Ansicht nach gelang es Auxmoney mit diesem Werbemittel, sich als klare Alternative zu den alteingesessenen Banken zu positionieren. Die Kernbotschaft wirkte konsistent und passte zur damaligen Entwicklung der Marke, die sich seit der Gründung 2007 immer wieder als Pionierin in Sachen digitaler und partizipativer Kreditvergabe verstanden hatte. Während andere Anbieter im Markt 2022 noch auf klassische Testimonials oder ausgeschlossen wirkende Inszenierungen setzten, schaffte es Auxmoney, ein inklusives, niederschwelliges Nutzungserlebnis zu skizzieren.

Potentielle Schwächen habe ich dennoch erkannt: Der Mut zum einprägsamen Witz wie zum Beispiel dem "Bei der Bank musst du dich erst ausziehen" hätte – meiner Meinung nach – stärker durch zusätzliche, noch unerwartetere visuelle Stilmittel oder eine überraschendere Plotführung begleitet werden können. Gerade für ein Jahr wie 2022, in dem sich Werbelandschaften immer stärker differenzierten und Aufmerksamkeit eine zunehmend dezidierte Inszenierung verlangte, wäre aus meiner Sicht noch mehr dramaturgische Zuspitzung wünschenswert gewesen.

Zusammenfassend lässt sich für mich sagen, dass dieser Spot 2022 ein Schlüsselmoment in der Markenkommunikation von Auxmoney darstellte, weil er mit leicht subversivem Humor, konsequenter Visualität und einer bewusst gegen den Strich gebürsteten Tonality eine neue Dialogebene im Thema Finanzen schuf. Damit hat sich Auxmoney meines Erachtens mit Spürsinn für Zeitgeist und differenzierende Kommunikation im Spektrum der Kreditmarken einzigartig und markant positioniert.

Autor: Ralf Zmölnig