Hier wird das Produkt als Distinktionsmerkmal inszeniert, das nicht zuletzt durch den gezielten Einsatz aktueller Modemarken wie Ray-Ban, Gucci, Gloryfy und Fritz Eyewear zum eigentlichen Helden erklärt wird.

Die Protagonist:innen, allesamt gekleidet in klassisches Schwarz oder elegante Varianten davon, repräsentieren einen urbanen, modebewussten Lifestyle – was ich durchaus als Einladung an Menschen mit einem Anspruch an modische Selbstinszenierung verstehe. Die Bildsprache bleibt dabei durchgängig clean und hochwertig, jeder Schnitt betont mit fast schon filmischer Opulenz die Exklusivität des Ambientes. Meiner Meinung nach ist das Zielpublikum hier sehr präzise adressiert: Moderne, stilorientierte Erwachsene, die im Konsum hochwertiger Accessoires einen Teil ihrer Persönlichkeit ausdrücken wollen.

Auffällig finde ich zudem die Zurückhaltung bei der akustischen und inszenatorischen Überhöhung: Es gibt kein überbordendes Storytelling, keine übertriebenen emotionalen Trigger oder den Versuch, das Produkt künstlich zu dramatisieren. Stattdessen wird die Werbebotschaft bewusst nüchtern serviert – „Wow! Großer Summer Sale bei Seen Butcher… Nur jetzt minus 20% auf alle Sonnenbrillen“ – ein fast schon süffisanter Verzicht auf Pathos, der meiner Ansicht nach ironisch mit der medialen Dauerbeschallung von Rabatten spielt. Ich denke, das ist durchaus gewagt, gerade im Kontext einer sonst so affektgeladenen Werbewelt.

Originell wirkt auf mich die Entscheidung, sich in der Markenkommunikation ganz auf die Kraft ästhetischer Stilmittel zu verlassen: Großformatige Einstellungen, gezielte Farbakzente (etwa das weiße Outfit der Frau mit der weißen Sonnenbrille), der reduzierte Einsatz von Text – hier zeigt sich Professionalität in der Gestaltung. Die Bildwelten sind stimmig, und die Konsistenz zu bisherigen Auftritten der Marke scheint gegeben: Der Claim, die Website, das reduzierte Farbspektrum, alles knüpft sauber an das bestehende Corporate Identity an.

Aus meiner Perspektive bleibt der Spot – trotz der cleveren Inszenierung – auf einer gewissen Distanz zur Zielgruppe und verliert sich vielleicht zu sehr im eigenen Chic. Es entsteht der Eindruck, dass Seen Butcher sich selbst in erster Linie als modisches Statement versteht und weniger als nahbarer Anbieter. Ich frage mich, ob damit nicht so mancher potenzielle Kunde eher verunsichert als begeistert wird, denn zwischen Inspiration und Unerreichbarkeit liegt bekanntlich nur ein schmaler Grat.

Gleichzeitig schätze ich aber die subtile Intelligenz, mit der auf klassische Verkaufsmuster verzichtet wird. Der Kontrast zwischen opulenter Bildsprache und trockener Angebotskommunikation sorgt für einen kleinen, feinen Bruch in der Erwartungshaltung – das finde ich erfrischend und durchaus mutig.

Mich interessiert, wie andere diese Symbiose aus Hochglanz-Ästhetik, Modebewusstsein und schnörkelloser Promotion einschätzen: Ist das für dich inspirierend, oder wirkt der Spot auf dich eher distanziert und austauschbar? Ich würde gern in die Diskussion einsteigen, wie weit sich Markeninszenierung vom Menschen entfremden darf, bevor sie die emotionale Bindung verliert.

Autor: Ralf Zmölnig